Frauen
Chancenlos im Wettlauf um Führungspositionen?
In Klinik-Chefetagen und in ärztlichen Gremien fehlt oft noch das Gefühl dafür, dass es zu wenig Ärztinnen gibt. Mit mehr Frauen in Führungspositionen könnte sich das ändern. In Düsseldorf diskutierten Experten über Handlungsoptionen.
Veröffentlicht:DÜSSELDORF. Eine Quote oder ein vergleichbares Instrument könnte zumindest für eine gewisse Zeit sinnvoll sein, um endlich mehr Frauen in ärztliche Führungspositionen zu bekommen.
Davon geht die Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes Dr. Christiane Groß aus. Sie sei eigentlich nie eine Befürworterin einer Frauenquote gewesen, sagte Groß auf dem Medica Econ Forum der Techniker Krankenkasse in Düsseldorf. "Aber manchmal glaube ich, dass sie hilfreich sein würde."
In den Chefetagen der Krankenhäuser, aber auch in den ärztlichen Gremien fehlt nach ihrer Erfahrung oft noch das Gefühl dafür, dass es zu wenig Ärztinnen gibt. "Den Männern muss bewusst werden, dass sie Frauen aktiv holen müssen."
Weibliche Chefs in den Kliniken würden dazu beitragen, dass mehr Teilzeitstellen geschaffen werden, erwartet Groß. "Dabei ist es unerheblich, ob die Chefärztinnen selbst Familie haben oder nicht."
Mehr Teilzeitstellen sinnvoll
Um Frauen für eine Karriere in der Medizin zu motivieren, sollte es mehr Möglichkeiten geben, Ober- und Chefarztstellen als Teilzeitstellen auszuschreiben, sagte sie.
Auch die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium Ingrid Fischbach plädierte für die Schaffung von mehr Teilzeit-Angeboten im Gesundheitswesen und eine größere Akzeptanz dieser Arbeitsform. "Im Unterschied zu anderen Ländern ist bei uns Teilzeit ein Makel", kritisierte sie.
Die Gesundheitsberufe brauchen mehr Frauen in Führungspositionen, betonte die CDU-Politikerin. "Ich bin fest davon überzeugt, dass sich dann auch das kommunikative Verhalten ändert." Da das Ziel anders nicht zu erreichen sei, ist auch für Fischbach die Frauenquote durchaus ein gangbarer Weg.
Um der Vielfalt im Gesundheitswesen gerecht zu werden, muss nach ihrer Meinung auch dafür gesorgt werden, dass Männer in Bereichen wie der Pflege künftig stärker vertreten sind. Dazu könnten eine bessere Bezahlung und eine höhere Wertschätzung der Tätigkeiten beitragen.
Rolle der Frauen im Gesundheitswesen stärken
Für Professor Anne Friedrichs, Präsidentin der Hochschule für Gesundheit in Bochum, kann die Akademisierung der Gesundheitsberufe einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Rolle der Frauen im Gesundheitswesen zu stärken. "Wir stellen fest: Je besser die Qualifikation der Frauen ist, desto länger bleiben sie im Beruf."
Die Hochschule für Gesundheit bietet Studiengänge in Ergotherapie, Hebammenkunde, Logopädie, Pflege und Physiotherapie an. Basis ist eine Modellklausel in Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 2009.
Es sei klar, dass nicht alle in diesen Bereichen Tätigen studieren sollen, betonte Friedrichs. Mit einem Anteil von zurzeit zwei Prozent sei man von den vom Wissenschaft empfohlenen zehn Prozent aber immer noch weit entfernt.
Die Ergebnisse einer Evaluation der Bochumer Studiengänge liegen zurzeit im Bundesgesundheitsministerium, berichtete Staatssekretärin Fischbach. "Wir werden dem Bundestag darüber Ende dieses Jahres oder Anfang nächsten Jahres Bericht erstatten", kündigte sie an.