Kommentar
Charité in der Zwickmühle
Wenn der Vorstand der Charité Berlin könnte, wie er wollte, wäre an Deutschlands größter Uniklinik alles in bester Ordnung. Es gäbe keinen Streik der Pflegekräfte, der die Charité täglich eine halbe Million Euro kostet.
Eigentlich sind sich die Tarifpartner einig: Die Pflegekräfte sollten genauso viel verdienen wie an anderen Kliniken Berlins. Gerade in Zeiten des wachsenden Pflegefachkräftemangels betrachtet das nicht nur die Gewerkschaft verdi, sondern auch der Charité-Vorstand als Gebot der Stunde. Es verwundert, wie eine Klinik mit Weltruf es sich leisten kann, ihren Pflegekräften zehn Prozent weniger Lohn zu zahlen als allgemein üblich.
De facto ist die Charité aber auf hartem Sanierungskurs. Die Landesregierung fordert, dass der angeschlagene Dampfer ein Defizit von knapp 18 Millionen ausgleicht.
Schon jetzt hat die Charité daher angekündigt, dass die Tarifrunde für die Ärzte mit dem Marburger Bund im Herbst ausfallen soll. Doch zunächst muss sie den Knoten in Sachen Pflege lösen.
Hier könnte ihr die viel gescholtene Politik zu Hilfe kommen. Denn in knapp einem halben Jahr wird an der Spree gewählt. Wer will in dieser Situation schon mehr als 100 sichere standortgebundene Arbeitsplätze aufs Spiel setzen?
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