Gesundheitsministerkonferenz

Corona-Impfzentren sollen vorerst nicht eingestampft werden

Bund und Länder wollen die öffentliche Impf-Infrastruktur über den Sommer hinaus erhalten – wenn auch teilweise im Stand-by-Modus. Zudem fordert die Gesundheitsministerkonferenz eine Enquete-Kommission, um die Folgen der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche zu ergründen.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nach der Gesundheitsministerkonferenz in München.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nach der Gesundheitsministerkonferenz in München.

© Peter Kneffel/dpa

Berlin. Bund und Länder haben über den Sommer hinausreichende Konzepte für die Corona-Impfzentren angestoßen. Teile der Infrastruktur sollen nach dem 30. September, zu dem die Finanzierung durch den Bund ausläuft, in eine Art Stand-by-Modus versetzt werden, kündigte der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) an.

„Wir sollten keine Strukturen einstampfen, die wir möglicherweise noch brauchen“, sagte Hoetschek. Mobile Einsatzgruppen sollen ebenfalls in Bereitschaft bleiben können. Darauf haben sich die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Mittwoch verständigt. Die Amtschefs der Ministerin wurden zudem beauftragt, bis in zwei Wochen Konzepte dafür zu entwickeln.

Spahn: Lieber zuviel als zu wenig

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte, Arztpraxen, Betriebsärzte und Impfzentren sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden. Im Juli und August werde es viele Erst- und Zweitimpfungen geben, im September werde der Impfbedarf allmählich zurückgehen. Dann müsse die richtige Größenordnung gefunden werden, inwieweit die Impfzentren weiter an der Kampagne beteiligt sein sollten.

Seine Prämisse sei: Lieber zu viel als zu wenig. „Wann wir Auffrischungsimpfungen brauchen, werden wir erst wissen, wenn der Bedarf tatsächlich da ist“, sagte Spahn. Der Minister sagte eine weitere Beteiligung an den Kosten der Impfinfrastruktur zu.

GMK fordert Enquete-Kommission

Schwerpunktthema der Konferenz war die Situation von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie. Die langfristigen Pandemiefolgen für junge Menschen sollten besser erkannt und bekämpft werden können. Studien wie COPSY zeigten, dass sich mehr als zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen durch die Pandemie seelisch belastet fühlten, heißt es im Leitantrag zur Konferenz.

„Wir würden uns daher eine Enquete-Kommission des Bundestages dazu wünschen“, sagte Holetschek. Unterstützung erhielt er von der sachsen-anhaltinischen Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD). „Die Belastung von Kindern und Jugendlichen in der Corona-Krise ist ein Thema, das uns noch lange begleiten wird“, sagte Grimm-Benne. Sachsen-Anhalt übernimmt im Januar 2022 den Vorsitz der GMK.

Spätfolgen rücken ins Blickfeld

Ziel ist unter anderem, einen Bericht zu verfassen, in dem auch die Spät- und Langzeitfolgen der Corona-Schutzmaßnahmen sowie einer COVID-19-Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen wissenschaftlich analysiert werden. Aus dem Bericht sollen schließlich politische Maßnahmen abgeleitet werden, um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu fördern und die Corona-Folgen zu bekämpfen.

Die Konferenz hat das Bundesgesundheitsministerium zudem gebeten, ressortübergreifend Maßnahmen zur Bewegungs- und Ernährungsförderung für Kinder und Jugendlicheunter Lockdown-Bedingungen zu entwickeln. Spahn forderte zudem, auch die ausgefallenen Vorsorgeuntersuchungen bei den jüngeren Altersgruppen im Blick zu behalten.

Urlaubszeit: erst testen, dann fliegen

Trotz der zunehmenden Zahl an Geimpften halten Bund und Länder für die bevorstehende Reisezeit an Beschränkungen fest. Für Flugreisende aus dem Ausland soll die generelle Testpflicht vor dem Einsteigen ins Flugzeug weiterbestehen.

Die Quarantäneregeln für Risiko-, Hochinzidenz- und Virusvariantengebiete sollen ebenfalls aufrecht erhalten bleiben. Die kostenlosen Bürgertests sollen im Herbst und Winter fortgeführt werden. Arbeitgeber sollen weiterhin verpflichtet sein, ihren in Präsenz arbeitenden Mitarbeitern Testangebote zu machen.

Die Impfkampagne brummt. Deutschland sei nach Indien, Brasilien, USA und China das fünfte Land, dem es gelungen sei, eine Million Menschen an einem Tag zu impfen, sagte Spahn. Dies sei bereits dreimal gelungen. In dieser Woche werde der Punkt erreicht, an dem die Hälfte der Bevölkerung zumindest einmal geimpft sei.

Lesen sie auch
Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Mediensucht, Depressionen, HPV-Impfung

DAK baut Vorsorgeangebot in Kinder- und Jugendarztpraxen aus

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Abb. 1: Patienten mit DMD profitierten von einer über 24-wöchigen Vamorolon-Therapie im Vergleich zu einer Therapie mit Prednison in Bezug auf das Längenwachstum

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [14]

Duchenne-Muskeldystrophie (DMD)

Erstes dissoziatives Kortikosteroid zugelassen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Santhera (Germany) GmbH, München
Abb. 1: CFTR-Funktion und klinischer Phänotyp: Die klinischen Symptome der Mukoviszidose nehmen mit Zunahme der CFTR-Funktion ab.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [12]

Mukoviszidose

Biomarker der CFTR-Funktion korrelieren mit klinischen Endpunkten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vertex Pharmaceuticals GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter

Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Husten und symbolische Amplitude, die die Lautstärke darstellt.

© Michaela Illian

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung