Ausgangssperren und Co

Corona-Maßnahmen in EU-Nachbarländern ziehen an

Ob in Italien, Frankreich, Spanien – in vielen EU-Nachbarländern haben die Regierungen am Wochenende die Notbremse gezogen und härtere Einschränkungen angesichts steigender Corona-Infektionszahlen verkündet. Nicht ohne Proteste.

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Demonstranten treffen während eines Corona-Protests in Neapel auf Polizeikräfte.

Demonstranten treffen während eines Protests auf Polizeikräfte. In der süditalienischen Metropole Neapel haben in der Nacht zum Samstag Hunderte Menschen gegen eine Ausgangssperre und einen geplanten Lockdown für die Region Kampanien in der Corona-Pandemie protestiert.

© Fabio Sasso/ZUMA Wire/dpa

Rom/Paris/Madrid. Am Wochenende habe mehrere Landesregierungen die Schutzbestimmungen in der Corona-Pandemie wieder merklich verschärft. Vorausgegangen waren deutliche steigende Zahlen an Neuinfektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2.

Corona-Notstand in Spanien

Die spanische Regierung hat daraufhin am Sonntag erneut und mit sofortiger Wirkung einen nationalen Notstand beschlossen, um eine nächtliche Ausgangssperre gegen die Corona-Pandemie verhängen zu können. Die Ausrufung des Alarmzustands, der dritthöchsten Notstandsstufe des Landes, wurde bei einer außerordentlichen Ministerratssitzung in Madrid vereinbart, wie Ministerpräsident Pedro Sánchez mitteilte. Der Notstand gilt zunächst für zwei Wochen.

Die Ausrufung des Notstands ist von zehn der insgesamt 17 Regionen Spaniens, den sogenannten Autonomen Gemeinschaften, beantragt worden. Anders als bei dem Notstand, der zwischen dem 14. März und dem 20. Juni herrschte, wird diesmal allerdings keine totale Ausgangssperre verhängt, sondern ein nächtliches Ausgehverbot zwischen 23 Uhr und sechs Uhr morgens. Die Regionen bekommen aber Spielraum zur Ausgestaltung der Ausgehsperre und dürfen – je nach der speziellen Situation – den Beginn zwischen 22 und 24 Uhr und das Ende zwischen fünf und sieben Uhr ansetzen. Die Anordnung gilt fast für das ganze Land. Ausgenommen sind nur die Kanaren.

Corona-Beschränkungen und Proteste in Italien

Unter dem Druck steigender Infektionszahlen hat auch Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte am Sonntag ein neues Paket von Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus unterzeichnet. Landesweit müssen demnach alle Restaurants und Bars von Montag an um 18 Uhr für Gäste schließen. Zudem dürfen auch Kinos, Theater, Fitnessstudios, Bäder, Skiresorts und Konzerthallen nicht mehr öffnen. Die Maßnahmen sollen zunächst bis zum 24. November gelten.

Ferner muss der Unterricht für mindestens 75 Prozent der Gymnasialschüler online abgehalten werden. Die Conte-Regierung empfiehlt zudem dringend, auf den Empfang von Gästen zu Hause sowie auf nicht dringende Reisen zu verzichten. Bars und Restaurants können dem neuen Maßnahmenpaket zufolge nach 18 Uhr weiter für Lieferservices sowie Essensmitnahme arbeiten. Museen können offen bleiben, allerdings mit einer begrenzten Anzahl von Besuchern.

Unternehmen hatten sich über neue Einschränkungen wegen der Auswirkungen auf ihre Geschäftslage besorgt gezeigt. Zudem gab es in Rom und Neapel, wo nächtliche Ausgangssperren bereits in Kraft sind, am Wochenende gewalttätige Proteste gegen die Einschränkungen.

Italien hatte zu Beginn der Pandemie zu den am stärksten getroffenen Ländern in Europa gehört. Die offizielle Zahl der Neuinfektionen lag am Samstag auf dem Rekordwert von 19.644. Damit stieg die Gesamtzahl der Infektionen seit Beginn der Pandemie auf 504.509.

Corona-Beschränkungen in Frankreich

In Frankreich sind binnen 24 Stunden sogar erstmals mehr als 45.000 neue Corona-Infektionen registriert worden. Die Corona-Lage in Frankreich verschlechtert sich seit Wochen. Die Behörden meldeten allein in der vergangenen Woche mehrmals neue Spitzenwerte bei den Neuinfektionen. Demnach war am Freitagabend erstmals die Marke von einer Million gemeldeter Fälle seit Beginn der Pandemie überschritten worden.

Seit Samstag gilt in Frankreich daher eine nächtliche Ausgangssperre für rund zwei Drittel der Einwohnerinnen und Einwohner des Landes, also rund 46 Millionen Menschen. Die Ausgangssperre gilt in 54 Départements und dem französischen Überseegebiet Französisch-Polynesien. In den Nachtstunden dürfen die Menschen nur mit einem triftigen Grund vor die Tür.

Corona-Beschränkungen in der Slowakei

Landesweite Ausgangsbeschränkungen gelten seit Samstag auch erstmals in der Slowakei. Dort hat der tägliche Anstieg an Corona-Infektionen mit 3042 Neuinfektionen binnen 24 Stunden am Wochenende ebenfalls einen Rekordwert erreicht.

Bis einschließlich 1. November dürfen nun die Bürger ihre Wohnungen nur für den Weg zur Arbeit sowie für Lebensmittelkäufe oder andere dringende Besorgungen verlassen. Ab Montag müssen alle Schüler ab der fünften Schulstufe auf Online-Unterricht umsteigen.

Corona-Beschränkungen in Österreich

Österreich zieht ebenfalls die Zügel angesichts stark steigender Corona-Neuinfektionen weiter an: Seit Sonntag dürfen sich hier in Innenräumen abseits der eigenen vier Wände etwa bei Tanz- oder Yogakursen oder privaten Geburtstagsfeiern nur noch sechs Personen treffen, draußen zwölf. Das gilt auch für Amateur-Chöre und Musikkapellen. In Restaurants gilt ab jetzt eine Höchstzahl von sechs statt bisher zehn Erwachsenen pro Tisch. Auf der Straße muss wieder ein Meter Abstand gehalten werden, außer zu Menschen, mit denen man zusammenwohnt.

Ausgeweitet wird zudem die Maskenpflicht im öffentlichen Raum. Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung ist nun auch an Bahnhöfen, Haltestellen und in Einkaufspassagen vorgeschrieben. In öffentlichen Verkehrsmitteln wie Seilbahnen, Reisebussen und Ausflugsschiffen und beim Einkaufen galt sie schon vorher.

Auch müssen Opern- oder Theaterbesucher nun während der gesamten Vorstellung einen Mund-Nase-Schutz tragen.

Corona-Beschränkungen in England

Ähnlich wie in Italien reagierten die Briten mit Protesten am Wochende auf neue Corona-Beschränkungen. In London demonstrierten am Wochenende Tausende für ein Ende der Beschränkungen. Andere halten die britische Corona-Politik dagegen für nicht weitgehend genug: Einer aktuellen Umfrage der British Medial Association zufolge glaubt mehr als ein Drittel der Ärzte in England nicht daran, dass das derzeitige Warnstufensystem die Verbreitung des Virus aufhalten kann. Fast 8000 Patienten werden bereits wieder in Krankenhäusern behandelt, insbesondere im Norden des Landes stoßen diese teilweise schon wieder fast an ihre Belastungsgrenzen.

Premier Boris Johnson hatte für England kürzlich ein dreistufiges System eingeführt, in dem je nach Stufe unterschiedlich scharfe Maßnahmen gelten. In mehreren Regionen im Norden müssen Pubs und Bars teilweise schließen, außerdem sind Treffen zwischen verschiedenen Haushalten untersagt. Letztes ist auch in London der Fall. In Wales gibt es seit dem Wochenende sogar einen temporären Lockdown, bei dem die Gastronomie und fast alle Einrichtungen außer Supermärkten und Schulen schließen müssen. (dpa)

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Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 26.10.202015:49 Uhr

Weil "Corona" droht zu einer weltweiten Psychoseuche zu mutieren, sollte unser RKI endlich auf vorbildliche Art und Weise die explodierenden Pandemie- "Fälle" an nachgewiesenen Infektionen und Kontaminationen medizinisch-wissenschaftlich und epidemisch differenzieren als:
- a) positiv SARS2CoVirus mittels PCR-Reaktion getestete Probanten mit und ohne Atemwegs-Krankheits-Symptomen;
- b) Covid- Patienten mit klinischem SARS-Syndrom (schwere, akute, respiratorische Symptomatik)
- c) Covid- Todesfälle*) ohne "mit und an"- Corona-Wischiwaschi-Diagnostik
Das könnte den fiktiven R-Wert (nicht jeder menschliche Kontakt ist infektiös!) eliminieren, und die "Fall"-Kurve zum Abstieg zwingen; und letztlich weitere "Lockdowns" und "Shutdowns" aufgrund der realen Einschätzung der epidemischen Lage vermeiden.

*) Das können nur solche Sterbefälle sein, die weder an chronischen Vorerkrankungen gelitten haben, noch diejenigen, denen k e i n e kontaminierte Trachetuben zwecks Dauerbeatmung über den lymphatischen Rachenring in die keimarme Luftröhre geschoben wurden, und mit den Pneumokokken, Streptokokken und Staphylokokken infiziert (dt. reingemacht) haben. Und es in der Folge zur bakteriell-septischen Pneumonie kommt mit akuten Fieber, Versagen des Herz-Lungen-Kreislaufs, multiplen Organschäden wg. mangelnder O2- Versorgung (Herzmuskel, Hirn u.s.f), und folglich Exitus.
Der kommt dann oftmals als "AHKV" in die Krankenakte, obowohl kausal die bakteriell-septische Pneumonie die Todesursache war!
(Zur Abklärung von e c h t e n Covid19-Fällen ist natürlich jedesmal die Obduktion durch den Pathologen und die mikrobiologische Analyse erforderlich. Vielleicht genügt auch eine schlichte Lungenpunktion mit bakteriologischer Anzüchtung und Erregerdifferenzierung, weil die Virologen sowieso keine Virämie -im strömenden Blut- nachweisen können!)
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt (Hygieniker), Rostock
Schließlich können die Virologen i.d.R. keine "Virämie" nachweisen.

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