Hessen
Corona-Teststudie in Alten- und Pflegeheimen
Landesregierung und Uniklinikum Frankfurt wollen Heimpersonal wöchentlich testen. Dabei sollen auch Alternativen zum Nasen-Rachen-Abstrich erprobt werden.
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Eine repräsentative Studie soll Aufschluss über das Corona-Geschehen in Hessens Heimen geben.
© Armin Weigel /dpa
Wiesbaden. Nach dem Start einer Studie in Kindertagesstätten will die hessische Landesregierung zusammen mit dem Uniklinikum Frankfurt in Kürze eine weitere Untersuchungsreihe in Alten- und Pflegeheimen beginnen. Dazu sollen in 50 noch zu bestimmenden Einrichtungen Pflege-, Reinigungs- und Kantinenpersonal einmal wöchentlich auf SARS-CoV-2 getestet werden, teilte Sozialminister Kai Klose (Grüne) am Freitag mit.
Auch Neu- und Wiederaufnahmen sollten vor dem Einzug getestet werden, wobei der Test in diesen Fällen nicht älter als 72 Stunden sein dürfe. Ausdrücklich nicht vorgesehen sei die Testung der ständigen Heimbewohner, sagte Professor Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie der Uniklinik. Tests bei Symptomen ja; diese hochvulnerable Gruppe sollte aber nicht durch zusätzliche Menschen wie die Tester gefährdet werden.
Gelockerte Besuchsregeln
„Die Gefährdung der Bewohner entsteht vor allem durch von außen kommende Menschen“, sagte Klose. Von daher ist besondere Vorsicht geboten, denn am Donnerstag hatte die Landesregierung die Besuchsregeln für Heime erneut gelockert. Demnach dürfen Bewohner in Pflegeeinrichtungen von Montag an drei Besuche pro Woche von einer Person erhalten (Angehöriger oder nahestehende Person). Menschen mit Behinderung, die in einer stationären Einrichtung betreut werden, können von einer Person pro Tag besucht werden.
Im neuen, repräsentativ angelegten Pilotprojekt sollen auf jeden Fall so viele Menschen wie bei der „SAFE-KiDS“-Studie getestet werden. Im Zuge dieser Anfang Juni vorgestellten Untersuchung sollen 1500 Kinder (25 Kinder à 60 Kitas) und deren Erzieher wöchentlich abgestrichen werden. Für die kommende Studie kann sich Ciesek aber auch bis zu 3000 Menschen vorstellen, die Laborkapazitäten dafür gebe es. Acht bis zwölf Wochen sind als Zeitraum veranschlagt, am Studiendesign würde aktuell noch gearbeitet.
Selbstabstriche denkbar
Dabei solle auch die „Testung ohne ärztliche Fachexpertise“ erprobt werden, sagte Klose. Dies könne soweit gehen, einen Prozess zu finden, „bei dem sich Menschen selbst abstreichen könnten“, ergänzte Ciesek. Neben dem nasopharyngealen Abstrich wären weitere denkbare Vorgehensweise Speichelproben, Nasen- oder Wangenabstriche wie auch Stuhlproben.
Sowohl Klose wie auch Ciesek sprachen sich gegen unbestimmte Massentests aus. Sinnvoll sei „nicht alle testen, sondern niederschwellig testen“, so die Virologin. Sprich, potenziell Infizierte sollten nicht tage- oder gar wochenlang auf einen Test warten müssen, sondern schnellen Zugang dazu bekommen.
Dies gilt vor allem mit Blick auf eine mögliche zweite Corona-Welle im Herbst. Auch dazu soll die kommende Studie Erkenntnisse liefern, so der Minister: Prozesse vorbereiten, die dann im Fall eines verschärften COVID-19-Ausbruchs greifen können.