Reisekontrollen
Corona: Was tun mit Einreisenden aus China?
Stichproben, Varianten-Checks oder PCR-Testpflicht für Reisende aus der Volksrepublik – die Forderungen zum Umgang mit der Corona-Welle in China gehen in Ärzteschaft und Politik auseinander.
Veröffentlicht: | aktualisiert:Berlin. Angesichts der massiven Corona-Infektionswelle in China hält der Grünen-Gesundheitsexperte Dr. Janosch Dahmen Stichprobenkontrollen von Reisenden aus der Volksrepublik für sinnvoll. „Es würde beispielsweise Sinn machen, mit Stichprobentests gerade Mutationsvarianten frühzeitig zu identifizieren und ein Variantenmonitoring auszuweiten“, sagte Dahmen am Mittwoch im ARD-„Morgenmagazin“.
Eine generelle Testpflicht mache hingegen nur dann Sinn, wenn sie auf gemeinsamer europäischer Ebene beschlossen werde. Es gebe im Moment keine Hinweise darauf, dass das Virus, das aktuell in China grassiere, gefährlicher sei als die Virusvarianten in Europa. „Nach alledem, was man im Moment weiß, ist es das gleiche Coronavirus der gleichen Omikronstämme, die dort verbreitet sind, wie auch hier“, sagte Dahmen, der selbst Arzt ist.
Stöhr hält Testpflicht nicht zielführend
Der Epidemiologe Dr. Klaus Stöhr hält das Testen von Reisenden aus der Volksrepublik für nicht zielführend, um die Ausbreitung neuer Virusvarianten zu verhindern. „Das Monitoring ist keine so schlechte Idee, wissenschaftlich sicherlich interessant, aber rein praktisch müsste man ja dann sehen, wie sich diese Variante auch in der Population verhält“, sagte der ehemalige Leiter des Influenzaprogramms der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Mittwoch im Deutschlandfunk.
Es gehe darum, welche Eigenschaften sich neben den genetischen geändert hätten, ob auch andere Altersgruppen betroffen seien oder der Immunschutz unterlaufen werde. „Alles das dauert ja eine gewisse Zeit und dann ist die Variante dann auch schon durchgeschlüpft. Selbst Testen kann das ja nicht verhindern“, sagte Stöhr. Die Tests würden nicht jeden Infizierten ermitteln.
Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, Professor Frank Ulrich Montgomery, hat sich hingegen für eine europaweite PCR-Testpflicht für alle Reisenden aus der Volksrepublik ausgesprochen. „Wir wissen nicht, was in China derzeit passiert. Die Infektionen laufen völlig unkontrolliert ab. Daher halte ich es für sinnvoll, eine PCR-Testpflicht bei der Einreise vorzuschreiben“, sagte er der „Rheinischen Post“ (Mittwoch). Zuvor hatte der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes für eine einheitliche Schnelltest-Pflicht in der Europäischen Union plädiert.
EU-Staaten beraten über Umgang mit Einreisen
Mehrere europäische Länder haben bereits Einreisebeschränkungen erlassen oder diese in Aussicht gestellt, darunter Frankreich, Italien und Spanien. Die EU-Staaten setzen an diesem Mittwoch ihre Beratungen über eine gemeinsame Reaktion fort. Das Treffen sollte bis zum Abend andauern.
Montgomery forderte zudem eine Sequenzierung bei positiv Getesteten, um in Deutschland noch nicht registrierte Corona-Varianten erkennen zu können. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass neue Varianten von China aus den Weg nach Deutschland finden. Wir sollten für den schlechtesten Fall gewappnet sein und Prävention betreiben.“
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hat die Bundesregierung am Dienstagabend aufgefordert, eine Corona-Testpflicht für Einreisende aus China anzuordnen. Einreisende aus China sollten vor der Einreise einen negativen Corona-Test vorweisen müssen.
Nur so könne der Eintrag einer besorgniserregenden Virusvariante frühzeitig minimiert werden. Das Bundesgesundheitsministerium muss dafür rasch eine Rechtsverordnung auf den Weg bringen.
Der neue Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, der baden-württembergische Gesundheitsminister, Manne Lucha, hält verpflichtende Tests für Reisende aus China für überzogen. Es gebe derzeit keine Hinweise, dass aus China Corona-Varianten drohten, auf die die Bevölkerung in Deutschland keine Immunantwort habe, sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch im „ZDF“. Monitoring und Maskentragen in Flugzeugen seien aber sinnvoll. Ihm sei auch nicht bekannt, dass chinesische Patienten massenhaft nach Europa reisten, sagte Lucha. (dpa/bar)