„Schutzkonzept“

Deutsche Amtsärzte fordern Corona-Testpflicht für Einreisende aus China

Aufgrund der rasanten Ausbreitung des Corona-Virus in China plädieren die deutschen Amtsärzte für eine europaweite Testpflicht für alle Einreisenden aus China. Die EU-Gesundheitsbehörde sieht keinen Anlass zur Sorge.

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So wie im Sommer 2020 sollen sich jetzt wieder Einreisende testen lassen an Flughäfen. Diesmal betrifft es China-Reisende.

So wie im Sommer 2020 sollen sich jetzt wieder Einreisende testen lassen an Flughäfen. Diesmal betrifft es China-Reisende.

© picture alliance / SVEN SIMON

Berlin. Die deutschen Amtsärzte fordern für alle Einreisenden aus China eine einheitliche Corona-Testpflicht in der Europäischen Union. Bei einer explosionsartigen Ausbreitung wie derzeit in China müsse man damit rechnen, dass das Virus mutiere, sagte Johannes Nießen, Vorsitzender des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag).

„Wir brauchen jetzt ein europaweit einheitliches Schutzkonzept", so Nießen. „Jeder Reisende aus China sollte bei der Einreise in die EU per Schnelltest getestet werden." Die Regel müsse für Geschäftsreisende, Touristen und andere Besucher gelten.

ECDC: Varianten nicht neu

Bei einem positiven Testergebnis müsse ein PCR-Test folgen und die Probe sequenziert werden. Wer sich infiziert habe, solle in jedem Fall in Isolation gehen müssen, so Nießen.

Nach Einschätzung der EU-Gesundheitsbehörde ECDC hat die massive Corona-Welle in China voraussichtlich keine Auswirkungen auf die epidemiologische Situation in Europa. „Die Varianten, die in China zirkulieren, zirkulieren auch schon in der EU, und stellen als solche keine Herausforderung für die Immunantwort von Bürgern der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) dar“, hieß es in einer Mitteilung am Dienstag. Außerdem gebe es eine relativ hohe Immunität und Impfquote unter Bürgern der EU und des EWR.

Verlässliche Informationen fehlen

Die Behörde beobachte die Situation verstärkt, arbeite eng mit der Weltgesundheitsorganisation zusammen und sei in regelmäßigem Kontakt mit den chinesischen Behörden, hieß es weiter. Es herrsche aber weiter ein Mangel an verlässlichen Daten über Covid-19-Fälle, Tote sowie die Lage in Krankenhäusern und auf Intensivstationen in China.

Die Europäische Union hatte bei Beratungen zur Corona-Welle in China am vergangenen Donnerstag noch keine gemeinsame Linie in Bezug auf Einreisebeschränkungen beschlossen. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides rief die Staaten lediglich dazu auf, ihre nationalen Maßnahmen zur Überwachung des Virus zu überprüfen und gegebenenfalls wieder hochzufahren.

Frankreich schreibt PCR-Tests vor

Mehrere europäische Länder haben inzwischen Einreisebeschränkungen für Reisende aus China erlassen oder diese in Aussicht gestellt, darunter Frankreich, Italien und Spanien. In Frankreich sind künftig auch PCR-Tests nach der Ankunft vorgeschrieben.

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In Österreich soll ab nächster Woche das Abwasser von allen Flügen aus China auf neue Corona-Virusvarianten untersucht werden. Das hat das Gesundheitsministerium am Dienstag angekündigt. Die Proben würden direkt aus den Abwassertanks der Flugzeuge entnommen. So könnten neue Virusvarianten besonders genau entdeckt werden, hieß es.

Abwasseruntersuchung im beliebten Touristenort

Zudem soll die Kläranlage Hallstatt ins Abwassermonitoring des Bundes einbezogen werden. Der Ort im Salzkammergut ist beliebtes Ziel für chinesische Touristen. Die Kläranlagen von Wien und Salzburg würden in diesem Sinne bereits analysiert, hieß es. Damit werde das Abwasser aller Orte, die von Gästen aus China häufig besucht würden, regelmäßig untersucht.

Die deutsche Bundesregierung hatte am Sonntag hingegen bekräftigt, dass sie zunächst noch abwarten will. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärte am Freitag eine Verschärfung der Einreiseregeln in Deutschland für „noch nicht notwendig".

Linke: Meldungen aus Mailand alarmierend

Die Linke kritisierte diese Linie und forderte eine PCR-Testpflicht für Reisende aus China auch an deutschen Flughäfen. „Die Nachricht, dass am Mailänder Flughafen fast jeder zweite getestete Passagier aus China Corona-positiv war, muss alarmieren", sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Kathrin Vogler, dem Nachrichtenportal t-online. „Um herauszufinden, ob Reisende aus China eventuell eine bisher unbekannte Virus-Variante mitbringen, ist eine PCR-Testpflicht mit Sequenzierung sinnvoll." (dpa)

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