PKV-Rechenschaftsbericht
Corona kostet PKV drei Milliarden Euro mehr
Der Verzicht auf Arzt- und Klinikbesuche sowie weitere Pandemie-Folgen haben dazu beigetragen, dass sich der Anstieg der Leistungsausgaben in der PKV 2020 und 2021 verlangsamt hat.
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Von Frühjahr 2020 bis Anfang 2022 haben die privaten Krankenversicherer (PKV) corona-bedingte Zusatzzahlungen in Höhe von 2,8 Milliarden Euro geleistet.
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Köln. Von Frühjahr 2020 bis Anfang 2022 haben die privaten Krankenversicherer (PKV) corona-bedingte Zusatzzahlungen in Höhe von 2,8 Milliarden Euro geleistet. Davon sind 906 Millionen Euro an niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten geflossen. Das geht aus dem gerade veröffentlichten Rechenschaftsbericht 2021/2022 des PKV-Verbands hervor.
870 Millionen Euro gingen an die Krankenhäuser, 350 Millionen Euro an Pflegeeinrichtungen und 264 Millionen Euro an Zahnärzte. Für Corona-Testungen gaben die PKV-Unternehmen insgesamt 327 Millionen Euro aus. Der Rest der Gesamtsumme floss an Apotheken, Heilmittelerbringer, Hebammen, Physiotherapeuten und Heilpraktiker. Mit den 2,8 Milliarden Euro habe die Branche weit mehr geleistet, als es ihrem Versichertenanteil entsprechen würde, betont der PKV-Verband.
Der Verzicht auf Arztbesuche, verschobene Krankenhausbehandlungen und weitere Pandemie-Folgen haben dazu beigetragen, dass sich der Anstieg der Leistungsausgaben in der PKV in den Jahren 2020 und 2021 verlangsamt hat. Welche langfristigen Effekte die verringerte Leistungsinanspruchnahme haben wird, lässt sich jetzt noch nicht abschätzen. Das gilt auch für die Kosten der Behandlung von Privatversicherten, die unter Post- oder Long-COVID leiden.
Deutlich gestiegene Beitragseinnahmen
Im vergangenen Jahr haben die Versicherer 31,8 Milliarden Euro für die Versorgung ihrer Versicherten ausgegeben, das waren 3,3 Prozent mehr als 2020. Damals hatte der Anstieg 2,1 Prozent betragen. Im Zeitraum 2017 bis 2021 haben die Leistungsausgaben im Schnitt um 3,95 Prozent pro Jahr zugelegt – ohne den Corona-Effekt wäre es mehr gewesen.
Die Beitragseinnahmen sind im selben Zeitraum um 3,81 Prozent pro Jahr und damit etwas weniger stark gestiegen. Im Jahr 2021 verzeichnete die PKV ein Plus von 5,7 Prozent auf 45,4 Milliarden Euro bei den Beitragseinnahmen. Mit 66,4 Prozent entfiel der Großteil auf die Vollversicherung, gefolgt von Zusatzversicherungen mit 22 Prozent und der Pflegepflichtversicherung mit 9,7 Prozent.
Der Bestand an Vollversicherten hat sich im vergangenen Jahr erneut leicht reduziert, und zwar um 0,1 Prozent auf 8,7 Millionen. Dabei konnte die Branche wieder ein positives Wechselsaldo verzeichnen, und zwar von 23.600. Während 122.000 Versicherte von der PKV in die gesetzliche Krankenversicherung gingen, nahmen 146.500 den umgekehrten Weg. Das Neugeschäft der Anbieter reichte aber nicht aus, um den Abrieb durch Sterbefälle auszugleichen.
Bei den Zusatzversicherungen verbuchte die PKV ein Plus von 3,5 Prozent auf 28,4 Millionen Versicherte. Insgesamt sei damit fast jeder zweite Bundesbürger privatversichert, sagte der PKV-Verbandsvorsitzende Ralf Kantak. „Der Trend ist demnach ungebremst: Immer mehr Menschen wollen die private Vorsorge nutzen, um den Leistungsumfang der GKV aufzustocken.“
Betriebliche Krankenversicherung deutlich im Aufwärtstrend
Besonders starkes Wachstum verzeichnen die PKV-Unternehmen in der betrieblichen Krankenversicherung (bKV). Die Zahl der Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern eine private Zusatzversicherung finanzieren, erhöhte sich um 38,9 Prozent auf 18.200. Von einer bKV profitierten Ende 2021 knapp 1,6 Millionen Personen, das war ein Zuwachs um 54 Prozent.
Hier schlägt Careflex zu Buche, die erste tariflich vereinbarte Pflegezusatzversicherung in der Chemieindustrie. Sie bescherte den beteiligten Versicherern Barmenia und R+V auf einen Schlag zusammen knapp 500.000 neue Versicherte.
Die von den Privatversicherten angesparten Alterungsrückstellungen, mit denen Prämienerhöhungen im Alter abgefedert werden, beliefen sich Ende 2021 auf 301,9 Milliarden Euro, nach 288,1 Milliarden Euro im Vorjahr.