Kommentar

Coronatests in Bayern: Teure Solonummer

Bayerns Ministerpräsident will großzügig Coronatests anbieten. Die Frage der Sinnhaftigkeit ist noch nicht endgültig beantwortet.

Von Birgit Fenzel Veröffentlicht:

Bayern will jedem seiner 13 Millionen Bewohner beim Hausarzt kostenlos und unabhängig von Symptomen einen Corona-Test ermöglichen. Damit wählt der Freistaat wieder einmal einen Sonderweg, der polarisiert und Fragen aufwirft. Denn, was zunächst nach Umsicht und Fürsorge klingt, könnte bei näherer Betrachtung ein Holzweg sein.

Insbesondere stellt sich angesichts einer geschätzten Halbwertszeit von zwei bis vier Tagen, mit der ein negatives Testergebnis tatsächlich etwas über eine Infektion mit COVID-19 aussagt, die Sinnfrage über eine Maßnahme, die den Steuerzahler, teuer zu stehen kommen dürfte. Allein die Laborkosten liegen pro Test bei rund 50 Euro, dazu kommen der Abstrich beim Arzt und der Transport. Unterm Strich kommen also mehr als 100 Euro pro Person zusammen. Bei dreizehn Millionen Bayern wären das rund 1,3 Milliarden Euro – eine Menge Geld für eine Momentaufnahme, die wenig über das tatsächliche Risiko aussagt.

Zudem stellt sich die Frage der Test-Kapazitäten. Diese waren in den vergangenen Wochen in Bayern sukzessive ausgebaut worden Mittlerweile können mehr als 21 .000 Tests pro Tag vorgenommen werden. Bislang wurden die Möglichkeiten – nicht nur in Bayern – bei Weitem nicht ausgeschöpft. Wenn – angesichts der anstehenden Sommerferien jetzt auch nur die Hälfte der Freistaatbewohner das freigebige Test-Angebot in Bayern annimmt – weil ja einige beliebte Urlaubsländer negative Corona-Testergebnisse fordern, könnte sich das schlagartig ändern. Vor diesem Hintergrund stellt sich aber dann auch die Frage, in welchen Praxen überhaupt die Abstriche vorgenommen werden. Da die Ärzte selbst entscheiden, ob sie diese Leistung anbieten, könnten die Wartelisten lang und die Suche langwierig werden.

Cui bono? Die Ausweitung ist sicher hilfreich für Pflegeheime, Krankenhäuser, Reha-Einrichtungen, die bei allen neu aufzunehmenden Patienten unabhängig von Symptomen einen Test vornehmen und jetzt keine Probleme mehr bei der Klärung der Kostenfrage haben. Nicht zuletzt bietet das ganze Projekt dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder mal wieder eine wunderbare Gelegenheit zu einer Solonummer, mit der er sich erneut als Macher profilieren kann.

Schreiben Sie der Autorin: gp@springer.com

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