Stolperstein verlegt

DGIM gedenkt vertriebener Hamburger Internistin Samson

Die jüdische Ärztin Dr. Gertrud Samson emigrierte im Frühjahr 1939 nach England. Mit einem Stolperstein im Hamburger Stadtteil Harvestehude erinnert die DGIM an ihr einstiges Mitglied.

Veröffentlicht:

Hamburg. Unter dem Motto „Gedenken und Erinnern“ arbeitet die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) seit mehreren Jahren ihre Geschichte während der Nazizeit auf. Als Teil dieser Bemühungen hat sie bereits mehrere Stolpersteine verlegt, um DGIM-Mitgliedern zu gedenken, die vor Verfolgung und Repressionen durch das NS-Regime aus Deutschland fliehen mussten oder ermordet wurden.

Am Freitag hat die Fachgesellschaft in Hamburg mit der Verlegung eines Stolpersteins in der Hagedornstraße 14, Stadtteil Harvestehude an Dr. Getrud Samson erinnert. Bis zu ihrer Vertreibung im März 1939 hatte Samson hier als Internistin in einer Privatklinik gearbeitet.

„Dr. Gertrud Samson war eine engagierte junge Frau, die sich als Ärztin für das Wohl ihrer Patientinnen und Patienten eingesetzt hat. Da ihr Vater jüdischen Glaubens war, wurde die Familie Opfer der NS-Verfolgung. Der Stolperstein nahe ihrer letzten Wohn- und Wirkungsstätte macht ihr Schicksal auf einer individuellen, persönlichen Ebene sichtbar“, erklärt DGIM-Geschäftsführer Maximilian Broglie.

Seit 1920 in Hamburg tätig

Dr. Gertrud Samson war seit etwa 1920 als Ärztin in Hamburg tätig, ab 1926/27 auch in einer eigenen Praxis in der Sierichstraße 98. Während die Nationalsozialisten alle Ärztinnen und Ärzte jüdischen Glaubens im April 1933 per Gesetz aus dem öffentlichen Gesundheitswesen drängten, konnte Samson in der Privatklinik in der Hagedornstraße weiterarbeiten. Dort behandelte sie auch viele jüdische Patientinnen und Patienten.

Daneben begleitete sie 1938 einen Kindertransport von Hamburg nach England, bevor sie im März 1939 selbst mit ihren Eltern und ihrer Tante nach London übersiedelte. Ab 1942 arbeitete sie als Ärztin in verschiedenen Kliniken und Praxen und setzte sich für Opfer von NS-Medizinverbrechen ein. Sie starb 1987 im Alter von 87 Jahren in Westminster.

Dr. Gertrud Samson ist die dritte Kollegin, der auf diese Weise gedacht wird, zuvor hatte die DGIM bereits in Wiesbaden und Berlin Stolpersteine für vertriebene Mitglieder und deren Angehörige verlegt.

„Hinter jedem einzelnen Stolperstein stehen Lebensgeschichten, die zeigen: Die Willkür des NS-Unrechts hat Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft getroffen, auch Ärztinnen und Ärzte“, sagt DGIM-Generalsekretär Professor Georg Ertl. „Als Fachgesellschaft setzen wir uns dafür ein, dass die Opfer dieses Unrechts in Erinnerung bleiben.“ (eb)

Weiterführende Informationen zu Dr. Gertrud Samson finden sich online auf dgim-history.de.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Lesetipps
Im Jahr 2023 wurden 10,8 Millionen Neuerkrankungen und 1,25 Millionen Todesfälle durch Tuberkulose registriert, mit stark heterogener globaler Verteilung.

© Dr_Microbe/stock.adobe.com

Vielversprechende Ergebnisse

Neue Strategie zur Tuberkulose-Früherkennung