Geschichte

DRK hat Nachholbedarf bei Aufarbeitung der NS-Zeit

Die Geschichte des Deutschen Roten Kreuzes zwischen 1914 und 1945: Es geht um die Aufarbeitung von Verstrickungen und um Glaubwürdigkeit.

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Durchreisende Soldaten der Wehrmacht werden von Schwestern des Deutschen Roten Kreuzes betreut.

Durchreisende Soldaten der Wehrmacht werden von Schwestern des Deutschen Roten Kreuzes betreut. Das Deutsche Rote Kreuz feiert in diesem Monat sein 100-jähriges Bestehen. Ein Kongress beschäftigt sich mit der Rolle des DRK in den Weltkriegen.

© Heinrich Hoffmann/picture alliance/ullstein bild

Nürnberg. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat es bisher versäumt, seine Verstrickungen in der Zeit des Nationalsozialismus glaubwürdig aufzuarbeiten. Diese Auffassung haben Wissenschaftler zum Auftakt einer Tagung in Nürnberg vertreten, bei der die DRK-Geschichte von 1914 bis 1945 analysiert wird.

Anlass ist der 100. Gründungstag des DRK am 25. Januar 1921. Veranstalter waren die Ärzteorganisation IPPNW und das Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität Erlangen.

Das DRK müsse sich „auf allen Ebenen glaubwürdig und aktiv der Last seiner Geschichte stellen“, forderte Dr. Horst Seithe, Kinder- und Jugendmediziner, Historiker und IPPNW-Mitglied. Mit seinen etwa 1,6 Millionen Mitgliedern in der NS-Zeit sei das DRK eine nationalsozialistische, von der SS dominierte Sanitätsorganisation mit nationalstaatlicher Anerkennung und internationalen Verpflichtungen gewesen.

Verstrickungen seien negiert worden, sagen Historiker

Nach Kriegsende habe sich das DRK als humanitäre Organisation in inhumanen Zeiten stilisiert, die aktiven Verstrickungen ins NS-Unrechtsregime seien jahrzehntelang aktiv negiert worden. Seithe räumte ein, dass es beim DRK durchaus „zaghafte Versuche“ gegeben habe, die NS-Jahre historisch und ethisch genauer zu beleuchten. Doch diese Bemühungen hätten zu kurz gegriffen.

Im Gegensatz zum DRK habe sich die deutsche Ärzteschaft der NS-Vergangenheit gestellt, sagte Professor Karl-Heinz Leven, Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der Uni Erlangen. Der Bundesärztekammer (BÄK) sei vor etwa 30 Jahren mit Blick auf die NS-Zeit von einem Gegner der Aufarbeitung zu einem Förderer geworden. Seither seien zahlreiche medizinhistorische, von der BÄK geförderte Studien erschienen. Auch viele medizinische Fachgesellschaften hätten öffentlich Schuld und Verantwortung bekundet. (fuh)

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