Das Puzzle Versorgungsgesetz passt für Kritiker nicht zusammen

Das geplante Versorgungsgesetz ist kleinteilig und die Kritik daran vielfältig. Außer den Psychotherapeuten melden sich Kassen und MVZ lautstark zu Wort.

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:
Passt beim Versorgungsgetz alles?

Passt beim Versorgungsgetz alles?

© PuIrochka/fotolia.com

BERLIN. Kaum haben sich Bund, Länder und Koalition nach vielen Streitereien auf einen Arbeitsentwurf zum Versorgungsgesetz geeinigt, hagelt es Kritik von allen Seiten.

Nach Ansicht der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) fehlen zum Beispiel wesentliche Puzzleteile für die Versorgung.

Es gebe keine "innovativen Elemente", die den steigenden Anteil psychischer Erkrankungen bei der medizinischen Versorgung der Bevölkerung berücksichtigten, kritisierte BPtK-Chef Professor Rainer Richter.

Im Gegenteil: Das geplante Versorgungsgesetz verschärfe sogar die Unterversorgung psychisch kranker Menschen.

Bereits jetzt warteten diese monatelang auf eine psychotherapeutische Behandlung. "Psychisch Kranke müssen schneller psychotherapeutische Behandlungsplätze in ihrer Nähe finden können, als dies bisher der Fall ist", fordert Richter.

In Deutschland erkrankten jährlich rund fünf Millionen Menschen an schweren psychischen Leiden - für sie gebe es lediglich 1,5 Millionen Behandlungsplätze. Der Gesetzgeber unterschätze den tatsächlichen psychotherapeutischen Versorgungsbedarf, meint Richter.

BMVZ schimpft über Pläne der Koalition

Auch der Bundesverband Medizinischer Versorgungszentren (BMVZ) schimpft über die Pläne der Koalition. Mit dem geplanten Versorgungsgesetz würden die "ideologischen Vorurteile gegen MVZ gesetzlich zementiert". Die Koalition schränke die Gründung und Entwicklung von MVZ "massiv" ein, so die Kritik.

Der Arbeitsentwurf sieht vor, dass Vertragsärzte und Krankenhäuser Medizinische Versorgungszentren gründen dürfen. Die Leitung der Medizinischen Versorgungszentren müsse aber künftig "rechtlich und faktisch in ärztlicher Hand" liegen.

Aus Sicht des BMVZ ein Skandal: Damit werde Wettbewerb "gesetzlich verhindert". Statt dessen solle die Chance genutzt werden, MVZ als Versorgungsstruktur gezielt zu nutzen.

Krankenkassen kritisieren

Kritik kommt auch von den Krankenkassen. Die geplante Umstrukturierung des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) sei "rückwärtsgewandt und kontraproduktiv", heißt es von verschiedenen Kassen. Dem Entwurf zufolge soll der Ausschuss in Teilen wieder zur sektorbezogenen Beratung und Beschlussfassung zurückkehren (wir berichteten).

Es sei jedoch wirtschaftlicher und im Interesse der Patienten, wenn Sektoren überwunden würden. Zudem habe sich die Arbeit des GBA in seinen jetzigen Strukturen "insgesamt bewährt".

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