Studie der PKV
Deutsches Gesundheitssystem nicht kaputt gespart
Die gute finanzielle Ausstattung habe ein schnelles Umschalten des Gesundheitssystems in der Pandemie ermöglicht. Zu diesem Fazit kommt eine Studie der PKV.
Veröffentlicht:
Im internationalen Vergleich steht das deutsche Gesundheitssystem, auch mit Blick auf die Corona-Pandemie, gut da. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Wissenschaftlichen Instituts der Privaten Krankenversicherer.
© BillionPhotos.com/stock.adobe.com
Köln. Die Behauptung, das deutsche Gesundheitssystem sei in den vergangenen Jahren kaputt gespart worden, was sich jetzt in der Corona-Pandemie räche, lässt sich nach Einschätzung der privaten Krankenversicherer (PKV) nicht halten. „Dort, wo GKV und PKV die Finanzierung sicherstellen, ist das nicht der Fall“, sagt Dr. Timm Genett, Geschäftsführer Politik im PKV-Verband. An der auskömmlichen Finanzierung sei die PKV überproportional beteiligt, betonte Genett in einer Online-Pressekonferenz zur aktuellen Studie des Wissenschaftlichen Instituts der privaten Krankenversicherer (WIP).
Schnelle und flexible Reaktion war möglich
Das WIP hat die Studie „Vergleich europäischer Gesundheitssysteme in der COVID-19-Pandemie“ Anfang Juli veröffentlicht. Die Autoren Dr. Christine Arentz und Dr. Frank Wild haben dort die unterschiedlichen Voraussetzungen in 15 Ländern zu Beginn der Pandemie untersucht und ihren Umgang mit der Krise.
Die Studie erfasst Daten bis zum 16. Juni. Seitdem habe es aber keine drastischen Veränderungen gegeben, sagt Projektleiterin Arentz. Die Untersuchung habe für Deutschland eines durchgängig gezeigt: „Wir konnten uns im Gesundheitssystem relativ schnell und flexibel auf die Gegebenheiten einstellen.“ Hier wirkt sich laut der Studie positiv aus, dass das Gesundheitswesen finanziell gut ausgestattet ist – nicht zuletzt durch das duale System von GKV und PKV.
Politische Kehrtwende beim ÖGD
In den vergangenen Jahren habe sich der Staat seiner Finanzierungsverantwortung immer weniger gestellt, sagte Genett. Das ändere sich jetzt zum Teil wieder. Ein Beleg: die Entscheidung der Bundesregierung, den öffentlichen Gesundheitsdienst besser auszustatten. Die schlechte personelle und finanzielle Ausstattung der Gesundheitsämter hat sich in der Krise als eine der Schwachstellen im deutschen Gesundheitswesen herausgestellt, was auch die WIP-Studie zeigt.
Internationale Vergleiche belegten, dass in Ländern mit einem Sozialversicherungssystem tendenziell mehr Geld ins Gesundheitssystem fließt als dort, wo es über Steuern finanziert wird, berichtete WIP-Chef Wild. Das sei eine gute Ausgangssituation in der Krise sowie nach ihrem Ende. Denn in steuerfinanzierten Systemen müsse das Gesundheitswesen mit anderen Bereichen wie der Förderung der Wirtschaft konkurrieren. Seine These: „Auch in Zukunft haben Sozialversicherungssysteme einen Vorteil gegenüber Steuersystemen.“
Zusammenspiel beider Sektoren ist entscheidend
Die Wissenschaftler konnten nur einen Zwischenstand liefern, betonte Wild. „Wir können aber ablesen, wo wir im Vergleich zu anderen Ländern gut dastehen, und wo wir noch Nachholbedarf haben.“
Von den aktuellen Auseinandersetzungen zwischen Vertretern von Ärzten und Kliniken über den Anteil an der Bewältigung der Krise hält der Wissenschaftler nichts. „Es ist nicht richtig, die beiden Sektoren gegeneinander auszuspielen.“ Stattdessen sollte man das gute Zusammenspiel hervorheben, betonte er.