Kommentar

Die „Corona-Krise“ ist Spahns Nagelprobe

Bisher macht der Gesundheitsminister in der sogenannten Coronakrise viel richtig. Da die Entwicklung hochdynamisch ist, könnte das Virus ihm dennoch gefährlich werden.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:

SARS-CoV-2 hat Deutschland in den Krisenmodus versetzt. Inzwischen melden 15 von 16 Bundesländer Infektionsfälle, einzig Sachsen-Anhalt ist bislang verschont geblieben. Die „Coronakrise“ birgt für den obersten Gesundheitswächter, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, Chancen und Risiken – auch wenn Innenminister Horst Seehofer und die Länder ebenso Verantwortung tragen.

Chancen deshalb, weil Spahn zeigen kann, dass er nicht nur eine Reform nach der anderen aufs Gleis zu setzen vermag, sondern dass er auch in der Krise kühlen Kopf bewahren kann. Die Ausbreitung des Virus bedeutet aber auch Risiken, da sich Krisen vor allem durch die Ungewissheit auszeichnen, wie sie ausgehen.

Spahns Gesetzesmarathon hat ihm viel Anerkennung beschert. In Beliebtheitsrankings steht er weit oben: Endlich mal einer, der Dinge anpackt und sich kümmert.

Diese Fähigkeiten muss Spahn auch in der „Coronakrise“ unter Beweis stellen. Kein leichtes Unterfangen, denn das Virus bereitet vielen Angst. Kein Wunder, wenn die Sorgen bisweilen irrationale Reaktionen hervorbringen. Hamsterkäufe, selbst in Regionen, die nicht vom Virus betroffen sind, fallen klar in diese Kategorie.

Solche Ängste einzufangen und Besonnenheit statt Panik walten zu lassen, ist Spahns größte Herausforderung in den nächsten Wochen. Das Coronavirus gerät zur Nagelprobe. Ein Versagen könnte Spahns Karriere arg zusetzen. Andrea Fischer und ihr jähes Ende im Zuge der BSE-Krise 2001 lassen grüßen.

Spahn setzt auf Information, um diesem Schicksal zu entkommen. Kein Tag vergeht, an dem der Minister nicht vor die Kameras tritt, sich bohrenden Fragen stellt und in Talkshows Rede und Antwort steht. In Zeitungen hat sein Ministerium Anzeigen geschaltet. Info-Hotlines werden hochgefahren, Radiosendern und sozialen Medien Spots bereitgestellt.

Ob das reicht, bleibt abzuwarten. Zumal die Lage, das hat Spahn selbst betont, hochdynamisch ist. Jede neue Infektion stellt den Gesundheitsminister vor die Frage: Wie ist angemessen zu reagieren? Grenzen schließen, Betriebe dichtmachen, ganze Regionen unter Quarantäne stellen?

Spahn – wie auch Seehofer und die Länder – täten gut daran, weiter Ruhe zu bewahren und solche Dinge von Tag zu Tag neu zu entscheiden. Ärzte, Pflegekräfte und Öffentlichkeit können sich derweil gewiss sein: Spahn weiß, was auf dem Spiel steht – für Deutschland und ihn selbst.

Schreiben Sie dem Autor: thomas.hommel@springer.com

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 04.03.202021:14 Uhr

Jens Spahn - leider allein zu Haus

Leider bewegt sich auch unser Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf der Ebene, dass keinesfalls Sorgen, Ängste, Nöte, Schwierigkeiten betroffener, niedergelassener Vertragsärztinnen und Vertragsärzte, Hausärzte, Fach-und Laborärzte bzw. in Klinik und Praxis tätiger Infektiologen konkret und empathisch ernst genommen werden. Oder gar unsere ratsuchenden und verunsicherten Patientinnen und Patienten in den Blick genommen würden.

Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der seit kurzem einen veritablen Militärarzt in sein Leitungsgremium berufen hat, erklärt nur semantische Unterschiede: „Aus der Corona-Epidemie ist eine Pandemie geworden“!

Seine Lösungsansätze sind wenig praktikabel, gehen an den Lebensrealitäten der Familien, der Berufstätigen, der Kinder- und Großeltern habenden, der Kranke und Hilfsbedürftige versorgenden und der bio-psycho-sozialen Grundversorgung leistenden im gesamten Gesundheits- und Krankheitswesen und den notwendigen, logistischen Rahmenbedingungen völlig vorbei.

Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund (z.Zt. Mauterndorf/A)

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