Kommentar
Die KBV und die Kakophonie
"Die Kassenärztliche Bundesvereinigung ist die politische Interessenvertretung der Vertragsärzte auf Bundesebene", heißt es auf der Internetseite der KBV. Das ist richtig und falsch zugleich. Gewiss hat die KBV eine herausgehobene Stellung im Geflecht ärztlicher Interessengruppen. Auch wird ihre Stimme im politischen Berlin nach wie vor gehört. Doch de facto ist die KBV nur noch eine Interessenvertretung, das "die" ist entfallen.
Mit dem politisch gewünschten Vertragswettbewerb haben sich neue Player etabliert, die sich nicht mehr die Butter vom Brot nehmen lassen wollen - allen voran der Deutsche Hausärzteverband. Das beeinflusst auch die KBV. Entsprechend defensiv kann sie nur noch politische Vorschläge lancieren. Das wurde am Dienstag bei der Vorstellung ihrer Vorschläge für eine "Neuausrichtung der ambulanten medizinischen Versorgung" deutlich. Das Papier soll die "Grundlage der innerärztlichen Diskussion" bilden, hieß es.
Nur: Was fangen Gesundheitspolitiker mit Forderungen an, für die innerärztlich (noch) kein Konsens besteht? Das ist die Kehrseite des Vertragswettbewerbs: Durch die Kakophonie der Akteure droht die Gefahr, dass die Politik sich ihre Bündnispartner ad hoc wählt - je nachdem, welche Position gerade genehm ist.
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