Notdienst

Die KVNo sucht Schulterschluss

Der Bereitschaftsdienst in Nordrhein wird reformiert. Doch die fast schon fertige Reform nimmt nun noch eine unerwartete Wendung.

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DÜSSELDORF. Die geplante Reform des Notfalldienstes in der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo) nimmt eine andere Richtung als ursprünglich geplant.

Statt der Konzentration des Sitzdienstes im allgemeinen Notdienst auf 41 Praxen setzt die KVNo jetzt auf die Kooperation mit den Krankenhäusern.

Die Vertreterversammlung hat den Vorstand mit deutlicher Mehrheit damit beauftragt, einen entsprechenden Rahmenvertrag mit der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) auszuhandeln.

Erst im Februar hatte sich die Vertreterversammlung nach langem Ringen auf Eckpunkte für die Reform verständigt, in deren Mittelpunkt die Reduktion der Zahl allgemeiner Notfalldienstpraxen auf 41, die Schaffung von 31 fachärztlichen Notdiensten und die Zentralisierung des Fahrdienstes standen.

Die Pläne hatten zu großen Protesten in vielen Kommunen, bei niedergelassenen Ärzten und den Kliniken geführt. Ende März lehnte die Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein (ÄKNo) die Eckpunkte ab.

Genau darin lag das Problem, erläuterte der KVNo-Vorsitzende Dr. Peter Potthoff jetzt den Delegierten. "Das Prinzip, das Sie verabschiedet haben, können wir nicht gegen die Kammer durchsetzen."

Ein Festhalten an den Eckpunkten würde bedeuten, dass die KVNo den Notdienst in Eigenregie organisieren und die 40-jährige Kooperation mit der ÄKNo beenden müsste. Um das zu verhindern, habe die KV das Gespräch mit der Kammer und der KGNW gesucht. "Es ging um die Frage: Können wir etwas gemeinsam tun?"

Konzept wird erprobt

In Nordrhein seien theoretisch rund 120 Kliniken für eine Kooperation beim Notdienst geeignet, sagte Potthoff. "Wir gehen davon aus, dass es am Ende weniger sein werden."

Das neue Konzept solle zunächst in der Region Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen erprobt werden, kündigte er an.

Die von der VV beschlossene Begrenzung der zeitlichen Belastung pro Arzt auf 50 Stunden Bereitschaftsdienst soll im Wesentlichen beibehalten werden.

Die Delegierten folgten aber dem Antrag, im fach- und kinderärztlichen Notdienst bei Bedarf davon nach oben abzuweichen. Die fachärztlichen Dienste bleiben auch nach den neuen Plänen aktuell, ebenso wie die Professionalisierung der Fahrdienste.

Der Vorschlag Potthoffs zur Neuausrichtung der Reform stieß nicht bei allen Delegierten auf Gegenliebe. Insbesondere Vertreter des Hausärzteverbands plädierten dafür, die Situation erst einmal in Ruhe zu überdenken und verschiedene Optionen zu überprüfen. Hierbei sollten nach ihren Vorstellungen Triage-Systeme eine Rolle spielen.

Sie würden in Ländern wie Dänemark, Frankreich und den Niederlanden bereits funktionieren. "Der Notdienst wird dadurch auf das notwendige Ausmaß gestutzt", erläuterte der Vorsitzende des nordrheinischen Hausärzteverbands Dr. Dirk Mecking. In diesen Ländern gebe es mehr Telefonkontakte und weniger Hausbesuche.

Antrag abgelehnt

Acht Delegierte brachten den Antrag ein, ein einjähriges Moratorium der Notdienst-Reform zu beschließen. "Wir sollten die Zeit nutzen, um etwas hinzubekommen, das zukunftsfähig ist", sagte der Kölner Hausarzt Dr. Guido Marx.

Das Moratorium solle kein Nichtstun bedeuten. Es gebe aber die Möglichkeit zum Gespräch mit den Kollegen vor Ort zu ihren Wünschen und auch zum Dialog mit den Krankenhäusern. Der Antrag wurde mit 20 gegen zwölf Stimmen bei einer Enthaltung abgelehnt.

Dem Antrag des KVNo-Vorstands zur Kooperation mit den Krankenhäusern stimmten 23 Delegierte zu, zwölf lehnten ihn ab. (iss)

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Kommentare
Dr. Wolfgang Bensch 30.06.201511:19 Uhr

Übernehmen die Krankenhäuser beim Notdienst

denn auch noch die Beträge, die von der KV bei der Quartalsabrechnung zur Finanzierung der Dienste bei den dienstverpflichteten KV-Mitgliedern einbehalten werden?
Wie üblich wird das als "vernachlässigbar" gehandelt ... kostet die Funktionäre nur ein kühles Lächeln vermutlich.

Dr. Michael Praeder 29.06.201518:33 Uhr

Ist der Notdienst wirklich noch ein Notdienst oder bereits eine Ersatzsprechstunde

Wir haben bei uns bereits eine sogenannte Bereitschaftsdienstzentrale an den Wochenenden, Feiertagen, sowie mittwochs. Dafür bezahlen wir Monatlich nicht unerhebliche Beiträge und unsere Interessensvertretung KV kassiert die Bereitschaftsdienstpauschale für jeden Patienten. Ihr ist daher auch daran gelegen, so viele "NOTFALL" Patienten wie möglich in dieser Zeit behandeln zu lassen. In den Bereitschaftsdiensten, die ich bislang in dieser Zentrale abgeleistet habe, waren höchstens 10 % Notfälle!!!! Durch diese Zentrale Versorgung wird lediglich ein weiterer Schritt in Richtung der Polikliniken der ehemaligen DDR gegangen. Der Ärztemangel stellt sich nicht nur bei den niedergelassenen Haus und Fachärzten dar, sondern ist bereits längst in den Krankenhäusern immanent. Man versucht jetzt durch diese Bereitschaftsdienstzentralen dem, durch die Politik und die Standesvertreter provozierten, Ärztemangel entgegen zu wirken. Aber man kann einen Arzt nicht mit 30€ pro Stunde abspeisen (unser PC Administrator erhält 120€), ihn auch noch budgetieren und in Regress nehmen wenn er mehr Patienten behandelt, als ihm von der KV vorgeschrieben wird. Wenn das so weitergeht brauchen sich unsere Standesvertreter, die übrigens ohne jegliches Risiko in ihrem Job um ein vielfaches mehr verdienen als die meisten Niedergelassenen in ihrer Praxis, nicht zu wundern wenn es bald keine deutschsprachigen Ärzte bei uns mehr gibt!! Wenn die Politik und die Bevölkerung weiterhin eine Rundum Wohlfühlversorgung für ihre Befindlichkeitsstörungen wünscht, dann muss sie auch die Leistungen anständig bezahlen. Qualität und Leistung hat überall ihren Preis. Wie wäre es wenn man ach den Patienten in die Pflicht nimmt und er z.B. 30€ pro
"Notfallbehandlung" bezahlen muss? Nur so als Anregung, denn wenn alles all in ist, wird es auch gerne ausgenutzt.

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