Baden-Württemberg
DocDirekt wird nach Modellphase fortgesetzt
Das telemedizinische Angebot der Südwest-KV hat den Modellstatus abgelegt. DocDirekt passt in die neue Corona-Welt und soll – wenn es die Rahmenbedingungen zulassen – ausgebaut werden.
Veröffentlicht:
Das telemedizinische Angebot DocDirekt der KV Baden-Württemberg wird nach der zweijährigen Modellphase fortgeführt. Versicherte können dabei per Videotelefonie Kontakt mit einem Tele-Arzt aufnehmen.
© claudiovaldes / stock.adobe.com
Stuttgart. Die KV Baden-Württemberg (KVBW) führt das telemedizinische Angebot DocDirekt auch nach dem Ende der zweijährigen Modellphase fort. Ihren technischen Partner für die IT hat die KV unterdessen gewechselt. Die Zusammenarbeit mit der TeleClinic GmbH sei ausgelaufen, nun kooperiere man mit dem in München ansässigen Unternehmen Minxli, heißt es.
DocDirekt ist im April 2018 gestartet und war zunächst auf den Landkreis Tuttlingen und Stuttgart beschränkt. Schon bald ist das Projekt danach in ganz Baden-Württemberg ausgerollt worden. Die KV habe seitdem zeigen können, „dass es viele Fälle gibt, in denen Telemedizin helfen kann. Sie ist eine gute Ergänzung zum normalen Praxisbetrieb“, sagt KV-Vorstandsvize Dr. Johannes Fechner.
Nach seinen Angaben können rund 80 Prozent der Anfragen per Videoanruf „abschließend geklärt werden“. Evaluiert worden ist das Projekt vom Institut für Allgemeinmedizin der Universität Lübeck.
Befragten ist schneller ärztlicher Kontakt wichtig
Das Team um Institutsleiter Professor Jost Steinhäuser hat rund 40 Interviews mit Bürgern, Ärzten und KV-Mitarbeitern geführt und 2000 zufällig ausgewählte Personen in den beiden ursprünglichen Testregionen befragt. Besonders wichtig seien den Befragten der schnelle ärztliche Kontakt und die Möglichkeit einer ersten Therapieempfehlung gewesen, berichtet Steinhäuser. Demgegenüber seien Aspekte der Bequemlichkeit – etwa nicht in einem Wartezimmer sitzen zu müssen – nachrangig gewesen.
Seit Start von DocDirekt sind bis Mitte Oktober des vergangenen Jahres 1574 Patienten telemedizinisch behandelt worden. In der Startphase des Projekts waren es nur rund 50 Patienten im Quartal, im dritten Quartal des Vorjahres dann aber schon etwa 600. Das Durchschnittsalter der Patienten hat den Angaben zu Folge bei im Schnitt 38,5 Jahren gelegen, in der Gesamtbevölkerung in Baden-Württemberg lag das Durchschnittsalter im Jahr 2018 bei rund 44 Jahren.
Erweiterungen von DocDirekt sind möglich
KV-Vize Fechner bezeichnet angesichts der Corona-Pandemie die Weiterführung des Projekts als „logische Konsequenz“. So sei etwa in den vergangenen Wochen die Zahl der Genehmigungen für Videosprechstunden regelrecht explodiert –KV-weit von neun auf über 4000. Mit Wirkung ab 1. Juni hat die Landesärztekammer jüngst den bisherigen Modellvorbehalt für Vorhaben der Fernbehandlung in der Berufsordnung vollständig aufgehoben.
Die KVBW möchte DocDirekt nun gerne mit weiteren Modulen verknüpfen – eines davon ist das elektronische Rezept. Fechner verweist dazu auf den E-Rezept-Dienst GERDA, den die KV als Modell mit Apothekerkammer und -verbänden auf Gleis gesetzt hat. Um das E-Rezept flächendeckend einzuführen, „brauchen wir noch ein paar Regelungen auf Bundesebene“.
Ebenso gehe es bei der elektronischen Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigung (eAU) voran. Der Gemeinsame Bundesausschuss entschied erst jüngst, dass eine Krankschreibung für bis zu sieben Tage per Online-Sprechstunden bei Bestandspatienten möglich ist.
DocDirekt ist nach KV-Angaben von Montag bis Freitag von 9 bis 19 Uhr erreichbar. Der Versicherte muss sich eine App herunterladen oder sich über die Webseite www.docdirekt.de einwählen. Nach Registrierung könne dann per Videotelefonie Kontakt mit dem Callcenter der KVBW aufgenommen werden. Dort nehmen Mitarbeiter Personalien und Krankheitssymptome auf und vereinbaren einen Anruf für den Rückruf durch den Tele-Arzt. Derzeit arbeiten 40 Tele-Ärzte im Rahmen von DocDirekt.