Kommentar – Organspende-Studie
Doppelter Ansatz gefragt
Dass es höchste Zeit ist, politisch zu handeln, dürfte mittlerweile allen klar sein: Rund 10.000 Menschen warten in Deutschland derzeit auf ein Spenderorgan. Dem standen im vergangenen Jahr 797 Menschen gegenüber, die tatsächlich ihr Herz, ihre Lunge, Gewebe oder andere Organe gaben. Laut Deutscher Stiftung für Organtransplantation (DSO) ein historischer Tiefstand.
Doch reicht es, hier nur bei den potenziellen Spendern, also den Bürgern anzusetzen? Eine Studie von Forschern der Uniklinik Kiel findet eine deutliche Antwort: Nein.
Die Politik muss bei einer möglichen Änderung des Transplantationsgesetzes – und die hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ja in Aussicht gestellt – auch die Kliniken stärker in die Pflicht nehmen. Denn offenbar gibt es Schwachstellen beim Meldeverfahren.
Wenn innerhalb von fünf Jahren die Anzahl potenzieller Spender gestiegen ist, gleichzeitig aber die Zahl der organspendebezogenen Kontakte zur DSO abgenommen hat – und das beinhaltet mit den Jahren 2010 bis 2015 den Zeitraum des Organallokationsskandals – dann läuft etwas in den Klinikstrukturen und dem Meldeverfahren schief.
Hier muss mehr Vertrauensarbeit bei Ärzten geleistet werden, es braucht aber auch geeignete Kontrollverfahren.
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