Zukunftsvision

Eine VERAH für jede Hausarztpraxis

In Hausarztpraxen wird nichts mehr ohne Versorgungsassistentin VERAH laufen - diese Auffassung haben Experten bei der practica in Bad Orb vertreten. Bis zu 27.000 Assistentinnen könnten in zehn Jahren im Einsatz sein.

Raimund SchmidVon Raimund Schmid Veröffentlicht:
Ein Hausbesuch, der den Hausarzt entlastet : VERAH übernimmt wichtige Aufgaben.

Ein Hausbesuch, der den Hausarzt entlastet : VERAH übernimmt wichtige Aufgaben.

© Alexander Raths / fotolia.com

BAD ORB. In den nächsten zehn Jahren soll bundesweit in jeder Hausarztpraxis in Deutschland eine Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis (VERAH) arbeiten.

Um dies zu erreichen, sollen perspektivisch mindestens 27.000 Assistentinnen im Einsatz sein, bisher sind es 4600.

Dieses Ziel verkündete Dr. Hans-Michael Mühlenfeld, Tagungspräsident der practica 2013 in Bad Orb und Leiter des Instituts für hausärztliche Fortbildung (IhF), im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung."

Diese einschneidende Veränderung für die künftige Praxisstruktur sei vor allem deshalb notwendig, weil den Hausärzten schon heute die Zeit fehle, ihre zunehmend multimorbiden oder geriatrischen Patienten adäquat betreuen zu können.

Größte Altersgruppe ist 50 bis 59

In Zukunft wird sich dieses Problem aufgrund der demografischen Entwicklung verschärfen. So stellen schon heute in allen Bundesländern die 50 bis 59-jährigen Hausärzte die größte Altersgruppe.

Allenfalls die Hälfte dieser in Zukunft freiwerdenden Stellen wird von jungen Hausärzten neu besetzt werden können, prognostizierte der Kasseler Allgemeinarzt Dr. Uwe Popert in Bad Orb.

Auf die Bedeutung des VERAH-Konzepts wies auch Dr. Dieter Kreye, Vorsitzender des Hausärzteverbandes in Mecklenburg-Vorpommern, hin. Besonders wertvoll seien die Assistentinnen bei Vorsorgen und Hausbesuchen. Dort würden sie einen anderen Zugang zu den Patienten bekommen und dabei "oft mehr erfahren als der Arzt".

Bei der practica wurde zudem deutlich, dass der Fortbildung zur "VERAH-Plus" besondere Bedeutung zukommen wird.

In diesem Aufbaumodul werden VERAH-Absolventinnen zum Beispiel in der Palliativversorgung, der Betreuung demenzkranker Patienten und dem Antragswesen rund um die Pflege geschult.

Im ärztlichen Routinebetrieb "stoßen wir Hausärzte hier zunehmend an unsere Grenzen", sagt Dr. Peter Landendörfer aus Heiligenstadt.

Honorierung als Hürde

Allerdings sind bei der Honorierung der VERAH-Assistentinnen noch hohe Hürden zu überwinden, räumte Mühlenfeld in Bad Orb ein. In Selektivverträgen wie mit der AOK Baden-Württemberg sei dies finanziell zwar gut gelöst worden.

Doch trotz günstiger Bedingungen für VERAH und das VERAH-Mobil würden auch im Ländle nur 40 Prozent aller eingeschriebenen Hausärzte das Modell nutzen.

Mühlenfeld: "Das ist völlig unverständlich." Ansonsten erhalten die Hausärzte in der Regel - etwa für TK-Versicherte - fünf Euro für jede VERAH pro eingeschriebenem chronisch Kranken im Quartal.

In Mühlenfelds Praxis kommen so bei 300 TK-Versicherten und einem Anteil chronisch Kranker von 50 Prozent rund 650 Euro pro Quartal für die VERAH zusammen. Dies, so Mühlenfeld, sei noch zu optimieren, wenn die Bedeutung des VERAH-Modells in Hausarztpraxen wachse.

Kreye plädiert etwa bei Hausbesuchen von VERAH - ähnlich wie beim Hausarzt - für eine Trennung des Besuchs- und Wegeaufwandes.

In Mecklenburg Vorpommern erhalte eine VERAH für einen Hausbesuch 17,50 Euro ohne Wegegeld. Kreye: "Doch die Wege bei uns können sehr lang sein."

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