Innovationsfonds-Projekt
EliPfad sagt dem Drehtüreffekt den Kampf an
In Nordrhein-Westfalen wollen Ärzte in Klinik und Praxis durch eine bessere Abstimmung und mit digitaler Unterstützung Wiedereinweisungen bei multimorbiden älteren Patienten verhindern.
Veröffentlicht:Köln. Mit einer engen intersektoralen Zusammenarbeit lässt sich die Zahl der stationären Wiedereinweisungen von älteren multimorbiden Patientinnen und Patienten senken. Darauf deuten die ersten Erfahrungen mit der eliPfad-Studie in Nordrhein-Westfalen hin.
Elipfad steht für „Personalisierter, interdisziplinärer Patientenpfad zur sektorübergreifenden Versorgung multimorbider Patienten mit telemedizinischem Monitoring“. Kern des Projekts ist die nach-stationäre engmaschige Betreuung von Patientinnen und Patienten ab 55 Jahren, die mehrere chronische Erkrankungen haben.
Bereits während des Krankenhausaufenthaltes stimmen sich die Behandlungsteams in den Kliniken mit den behandelnden Hausärztinnen und Hausärzten oder anderen betreuenden Niedergelassenen in gemeinsamen Fallkonferenzen über die nächsten Behandlungsschritte ab. Bei Bedarf können weitere Berufsgruppen wie Apotheker, Physiotherapeuten oder der Sozialdienst einbezogen werden.
Regelmäßige Erhebung von Vitalparametern
Den Patienten stehen nach der Entlassung sechs Wochen lang zur Unterstützung Fallmanagerinnen und Fallmanager zur Seite. In dieser Zeit erhalten sie auch einen „Smarten Assistenten“. Das ist ein Tablet mit individuell zusammengestellten Tipps und Informationen. Dazu gehören ein Medikationsplan mit allen Verordnungen und Videos mit physiotherapeutischen Übungen.
Die Patienten sollen regelmäßig Vitalwerte wie Blutdruck, Blutsauerstoffgehalt, Puls, Temperatur und Gewicht erheben. Dafür erhalten sie digitale Messgeräte. Die Werte werden in eine elektronische Fallakte übertragen, auf die die teilnehmenden Leistungserbringer Zugriff haben. Die Fallmanager prüfen die Werte und informieren bei Auffälligkeiten die betreuenden Ärzte.
EliPfad wird über vier Jahre mit 12,7 Millionen Euro vom Innovationsfonds gefördert. Die Einschreibung der Patientinnen und Patienten hat im September 2023 begonnen. Bislang haben fast 400 an dem Projekt teilgenommen. Um in die Studie eingeschlossen werden zu können, müssen die Patienten mindestens eine der folgenden Diagnosen haben: Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz, KHK, pAVK, COPD sowie arterielle Hypertonie.
Sechs stationäre Zentren und 77 kooperierende Niedergelassene
Beteiligt sind sechs stationäre Zentren: die Uniklinik Köln, das Klinikum Dortmund, das Herz-Jesu-Krankenhaus Münster-Hiltrup, das St. Franziskus-Hospital Münster, die zur Ruhr-Universität Bochum gehörende Uniklinik Marienhospital in Herne und die Uniklinik RWTH in Aachen.
Zurzeit gibt es Kooperationsverträge mit 77 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. Neben Hausärzten sind das vor allem Nephrologen, Kardiologen und Diabetologen. Die Teilnahme erfordert keine besonderen technischen Voraussetzungen, sondern lediglich eine E-Mail-Adresse, einen Internetzugang und möglichst ein Smartphone für die Zwei-Faktor-Authentifizierung bei der Fallakte.
Das Konzept kommt laut einer Mitteilung sowohl bei den Ärzten als auch bei den Patienten gut an. So begrüßt Dr. Christian von Kölln, Allgemeinmediziner und Internist aus Münster, dass sich die intersektorale Zusammenarbeit durch Elemente wie Videofallkonferenzen und die Fallakte erheblich verbessert habe. „Der unmittelbare Informationsaustausch zwischen ambulant und stationär tätigen Ärzten sowie der Fallmanagerin ermöglichte eine optimale poststationäre Patientenversorgung“, berichtet er.
Nephrologe Dr. Matthias Meyer-Delpho vom Dialysezentrum Siegburg lobt die Arbeit mit der digitalen Fallakte. Die Einträge seien übersichtlich und leicht einsehbar, das Hochladen von Dokumenten erfolge reibungslos. „Ich halte eliPfad für einen sinnvollen und richtigen Schritt in die Richtung einer gemeinsamen Betreuung von Patienten durch den ambulanten und stationären Sektor“, so Meyer-Delpho. (iss)