Innovationsfonds-Projekt

EliPfad sagt dem Drehtüreffekt den Kampf an

In Nordrhein-Westfalen wollen Ärzte in Klinik und Praxis durch eine bessere Abstimmung und mit digitaler Unterstützung Wiedereinweisungen bei multimorbiden älteren Patienten verhindern.

Veröffentlicht:
Ein Tablet ist zentraler Bestandteil des Innovationsfonds-Projektes  eliPfad – und zwar für Patienten wie Leistungserbringer. Dort sind alle versorgungsrelevanten Patientendaten, aber auch Trainingsmaterialien  abrufbar.

Ein Tablet ist zentraler Bestandteil des Innovationsfonds-Projektes eliPfad – und zwar für Patienten wie Leistungserbringer. Dort sind alle versorgungsrelevanten Patientendaten, aber auch Trainingsmaterialien abrufbar.

© Ruslan Galiullin / Generated with AI / stock.adobe.com

Köln. Mit einer engen intersektoralen Zusammenarbeit lässt sich die Zahl der stationären Wiedereinweisungen von älteren multimorbiden Patientinnen und Patienten senken. Darauf deuten die ersten Erfahrungen mit der eliPfad-Studie in Nordrhein-Westfalen hin.

Elipfad steht für „Personalisierter, interdisziplinärer Patientenpfad zur sektorübergreifenden Versorgung multimorbider Patienten mit telemedizinischem Monitoring“. Kern des Projekts ist die nach-stationäre engmaschige Betreuung von Patientinnen und Patienten ab 55 Jahren, die mehrere chronische Erkrankungen haben.

Bereits während des Krankenhausaufenthaltes stimmen sich die Behandlungsteams in den Kliniken mit den behandelnden Hausärztinnen und Hausärzten oder anderen betreuenden Niedergelassenen in gemeinsamen Fallkonferenzen über die nächsten Behandlungsschritte ab. Bei Bedarf können weitere Berufsgruppen wie Apotheker, Physiotherapeuten oder der Sozialdienst einbezogen werden.

Regelmäßige Erhebung von Vitalparametern

Den Patienten stehen nach der Entlassung sechs Wochen lang zur Unterstützung Fallmanagerinnen und Fallmanager zur Seite. In dieser Zeit erhalten sie auch einen „Smarten Assistenten“. Das ist ein Tablet mit individuell zusammengestellten Tipps und Informationen. Dazu gehören ein Medikationsplan mit allen Verordnungen und Videos mit physiotherapeutischen Übungen.

Die Patienten sollen regelmäßig Vitalwerte wie Blutdruck, Blutsauerstoffgehalt, Puls, Temperatur und Gewicht erheben. Dafür erhalten sie digitale Messgeräte. Die Werte werden in eine elektronische Fallakte übertragen, auf die die teilnehmenden Leistungserbringer Zugriff haben. Die Fallmanager prüfen die Werte und informieren bei Auffälligkeiten die betreuenden Ärzte.

EliPfad wird über vier Jahre mit 12,7 Millionen Euro vom Innovationsfonds gefördert. Die Einschreibung der Patientinnen und Patienten hat im September 2023 begonnen. Bislang haben fast 400 an dem Projekt teilgenommen. Um in die Studie eingeschlossen werden zu können, müssen die Patienten mindestens eine der folgenden Diagnosen haben: Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz, KHK, pAVK, COPD sowie arterielle Hypertonie.

Sechs stationäre Zentren und 77 kooperierende Niedergelassene

Beteiligt sind sechs stationäre Zentren: die Uniklinik Köln, das Klinikum Dortmund, das Herz-Jesu-Krankenhaus Münster-Hiltrup, das St. Franziskus-Hospital Münster, die zur Ruhr-Universität Bochum gehörende Uniklinik Marienhospital in Herne und die Uniklinik RWTH in Aachen.

Zurzeit gibt es Kooperationsverträge mit 77 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. Neben Hausärzten sind das vor allem Nephrologen, Kardiologen und Diabetologen. Die Teilnahme erfordert keine besonderen technischen Voraussetzungen, sondern lediglich eine E-Mail-Adresse, einen Internetzugang und möglichst ein Smartphone für die Zwei-Faktor-Authentifizierung bei der Fallakte.

Das Konzept kommt laut einer Mitteilung sowohl bei den Ärzten als auch bei den Patienten gut an. So begrüßt Dr. Christian von Kölln, Allgemeinmediziner und Internist aus Münster, dass sich die intersektorale Zusammenarbeit durch Elemente wie Videofallkonferenzen und die Fallakte erheblich verbessert habe. „Der unmittelbare Informationsaustausch zwischen ambulant und stationär tätigen Ärzten sowie der Fallmanagerin ermöglichte eine optimale poststationäre Patientenversorgung“, berichtet er.

Nephrologe Dr. Matthias Meyer-Delpho vom Dialysezentrum Siegburg lobt die Arbeit mit der digitalen Fallakte. Die Einträge seien übersichtlich und leicht einsehbar, das Hochladen von Dokumenten erfolge reibungslos. „Ich halte eliPfad für einen sinnvollen und richtigen Schritt in die Richtung einer gemeinsamen Betreuung von Patienten durch den ambulanten und stationären Sektor“, so Meyer-Delpho. (iss)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Bewertung neuer Versorgungsformen

G-BA: Innovationsfonds empfiehlt zwei Projekte zur Überführung in die Regelversorgung

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

© Paolese / stock.adobe.com (Model mit Symbolcharakter)

Neuer Therapieansatz bei erektiler Dysfunktion

Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Kranus Health GmbH, München
Schnelle Kommunikation, aber sicher: Das hilft Teams unterschiedlicher Einrichtungen bei der effizienten Zusammenarbeit.

© [M] Famedly

Neues Kooperationswerkzeug im Netz

Effiziente Kommunikation: Der schnelle Draht von Team zu Team

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
In der Klinik Königshof in Krefeld werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt. Die digitale Terminvergabe über Doctolib senkt eine Hemmschwelle: Es fällt leichter, mit wenigen Klicks einen Termin zu buchen, als im direkten Gespräch am Telefon.

© St. Augustinus Gruppe

Unternehmensstrategie für Krankenhäuser

Patientenportal stärkt die Reichweite der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Echtzeit-Sprachgeneration

Neuroprothese lässt ALS-Patienten wieder sprechen

Lesetipps
Harnblase: Schmerzen, Pollakisurie, Nykturie und imperativer Harndrang können Symptome einer Zystitis, aber auch einer nichtinfektiösen chronischen Harnblasenerkrankung sein, der interstitiellen Zystitis/Blasenschmerzsyndrom (IC/BPS).

© Wissen Media Verlag / picture-alliance

Infektiös oder nicht?

Zystitis: Mythen, Risiken, neue Empfehlungen

Die Autorinnen und Autoren resümieren, dass der Weg hin zu einer institutionalisierten Unterstützungskultur zwar noch weit sei, sich aber lohnen könne und zwar nicht nur für das psychische Wohlbefinden der chirurgischen Teams, sondern auch zum Wohle der Patienten und Patientinnen.

© Wosunan / stock.adobe.com

Umfrage in deutschen Unikliniken

Nach Zwischenfällen im OP mangelt es an Unterstützung