Tarifverhandlungen
Erste bundesweite Warnstreiks im Öffentlichen Dienst
Die Corona-Krise belastet die staatlichen Kassen, dennoch fordert die Gewerkschaft Verdi mehr Lohn für die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes. Auch an einigen Kliniken gab es Streiks, weitere sollen folgen.
Veröffentlicht:Gütersloh/Kiel/Frankfurt. In mehreren Bundesländern haben am Dienstag die angekündigten Warnstreiks im Öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen begonnen. In Nordrhein-Westfalen, Bayern und Schleswig-Holstein gab es in einzelnen Städten Aktionen vor städtischen Betrieben. In anderen Bundesländern sollen ähnliche Aktionen in den kommenden Tagen starten.
In Gütersloh versammelten sich am Morgen etwa 40 Beschäftigte vor dem Klinikum. Mit Bezug auf den Corona-Einsatz von Krankenhauskräften sagte der Verdi-Funktionär Volker Hoppmann: „Klatschen reicht nicht – wir wollen anständig bezahlt werden.“
„Klatschen reicht nicht“
An einem ganztägigen Protest bei den Kieler Stadtwerken nahmen 305 Mitarbeiter teil, wie Verdi-Bezirksgeschäftsführer Manuel Gellenthin der Deutschen Presse-Agentur sagte. „Das ist mehr als die Hälfte der Beschäftigten.“ Die Teilnehmer machten sich am Vormittag in einer Menschenkette auf den Weg zum Städtischen Krankenhaus. Auch einige Mitarbeiter des Krankenhauses nahmen teil.
Die Gewerkschaft will mit den Warnstreiks ihren Lohnforderungen im laufenden Tarifstreit mit Bund und Kommunen Nachdruck verleihen. Verhandelt wird über die Einkommen von mehr als zwei Millionen Beschäftigten. Verdi und der Beamtenbund dbb fordern 4,8 Prozent mehr Lohn. Den Beschäftigten sollen mindestens 150 Euro mehr pro Monat zugesichert werden. Sie fordern eine Laufzeit von zwölf Monaten, die kommunalen Arbeitgeber wollen eine längere Laufzeit.
Im Laufe der Woche soll es auch in anderen Bundesländern zu ersten Warnstreiks kommen. Die Gewerkschaft Verdi hat ab Freitag Warnstreiks in Berlin und Brandenburg angekündigt.
Hessische Kliniken betroffen
In Hessen ist ein erster Warnstreiktag am Donnerstag in Krankenhäusern, Altenpflegeeinrichtungen und in einzelnen Trägern der Sozialen Arbeit geplant. Gestreikt werde einen Tag lang, von Beginn der Frühschicht bis zum Ende der Spätschicht, teilte der Verdi-Landesbezirk Hessen mit.
Der örtliche Schwerpunkt liege im Großraum Frankfurt, konkret in Frankfurt, Offenbach, Friedberg und Bad Nauheim. In den Krankenhäusern und Alten- und Pflegeheimen sei die Notfallversorgung sichergestellt. Geplante Operationen könnten verschoben werden. Aufgerufen sind unter anderem das Sana-Klinikum Offenbach, das Klinikum Frankfurt-Höchst und das Gesundheitszentrum Wetterau mit den Klinken Bürgerhospital in Friedberg, Hochwaldkrankenhaus in Bad Nauheim und dem städtischen Haus in Schotten.
Die zweite Verhandlungsrunde ging am Wochenende in Potsdam ohne Annäherung zu Ende. Bund und Kommunen hatten dort kein Angebot vorgelegt – Verdi und der Beamtenbund dbb, der mit verhandelt, hatten sich empört gezeigt.
Die dritte Verhandlungsrunde ist für den 22. und 23. Oktober angesetzt. (dpa/bar)