Pflege
Expertin will an das Geldsäckel der Ärzte
Wer Kooperation sagt, muss auch Delegation und Substitution sagen. Das fordern Pflegevertreter von Ärzten. Unklar ist, woher das Geld kommen soll. Von Haus- und Fachärzten, schlägt eine Pflegeexpertin vor.
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Lebhafte Debatte: Dr. Angelika Prehn (KV Berlin), Moderatorin Dr. Birgit Hibbeler, Marie-Luise Müller (Ehrenpräsidentin des Deutschen Pflegerates) (v.l.).
© Pilick
BERLIN. Die Zusammenarbeit von Ärzten und Pflegekräften führt immer zu einem kräftigen Schlagabtausch. Vor allem wenn Standesvertreter beider Berufsgruppen auf dem Podium aufeinander treffen.
Vielleicht servierten deshalb KBV und apoBank den rund 40 Zuschauern der Speaker's Corner am Mittwoch auf dem Hauptstadtkongress vorsorglich Cocktails namens "KBV Cooler".
Zunächst schien der Saftmix aus Cranberry, Ananas und Zitrone auch zu wirken: Die beiden Kontrahentinnen Dr. Angelika Prehn, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin, und Marie-Luise Müller, Ehrenpräsidentin des Deutschen Pflegerates, waren sich über vieles einig.
Konsens bei Pflegekammer und Kooperation
So sprachen sich beide dafür aus, dass auch die Pflege "verkammert" werden soll. Konsens besteht im Groben auch in punkto Kooperation: Ärzte und Pflegekräfte seien künftig gerade in der ambulanten Versorgung aufeinander angewiesen. Denn nur gemeinsam könne der Mangel an Ärzten und Pflegekräften überbrückt werden.
Doch die Tücke liegt im Detail: Wie sollen gesundheitliche Leistungen nach Kompetenzen auf die verschiedenen Berufsgruppen verteilt werden? Hier setzte Pflegeexpertin Müller ihre erste Spitze.
Sie warf ärztlichen Funktionären vor, sie handelten vor allem eigennützig und verharrten in alten Strukturen. Müller drang darauf, endlich das Potenzial delegierbarer und substituierbarer Leistungen zu nutzen. Dafür müsse ambulant eine neue Struktur erarbeitet werden.
Das ließ Prehn nicht cool: "Wenn ich etwas als Arzt anordne, bin ich dafür auch verantwortlich."
Umverteilung der Aufgaben - und des Geldes
Für die Delegation und Substitution von Leistungen müsse zuerst geklärt werden, wer im konkreten Fall die Verantwortung trage, etwa für die Wirtschaftlichkeit von Leistungen und damit verbundene mögliche Regresse.
Müller dagegen treiben ganz andere Fragen um: "Mit der Umverteilung der Aufgaben müssen wir aber auch darüber reden, wie viel Geld Haus- und Fachärzte an die Pflege abzugeben haben. Mehr Geld wird nämlich nicht ins System kommen", sagte sie.
Die Zutaten für den Cocktail "Praxis Paradiso" stehen also noch nicht endgültig fest.