Gesetzliche Krankenversicherung

FDP drängt auf GKV-Finanzreform, Lauterbach bleibt entspannt

In der Koalition geht die Diskussion um die GKV-Finanzierung weiter: Die FDP macht Druck und mahnt, verstärkt die Ausgabenseite in den Blick zu nehmen. Gesundheitsminister Lauterbach erklärt derweil, alles liege im Zeitplan.

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Weniger als befürchtet: Der GKV-Spitzenverband schätzt die Finanzlücke der Kassen im nächsten Jahr auf 3,5 bis sieben Milliarden Euro.

Weniger als befürchtet: Der GKV-Spitzenverband schätzt die Finanzlücke der Kassen im nächsten Jahr auf 3,5 bis sieben Milliarden Euro.

© RomanR / stock.adobe.com

Berlin. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat entspannt auf Forderungen der FDP reagiert, er möge Vorschläge für eine grundlegende Finanzreform der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) vorlegen.

Öffentliche Aufforderungen in der Ampel nach dem Motto „FDP macht Druck“ seien „unnötig“, teilte Lauterbach am Sonntag per „Twitter“ mit. Er selber versuche, immer den Eindruck zu vermeiden, „dass Gesetze durch die FDP blockiert oder verzögert werden“, so Lauterbach.

Kassenfinanzen „dauerhaft stabil aufstellen“

Zuvor hatte FDP-Parteivize Johannes Vogel der Nachrichtenagentur dpa gesagt, Deutschland müsse die Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme „dauerhaft stabil aufstellen“. Angesichts des demografischen Wandels und des medizinischen Fortschritts, der allen zukommen müsse, erfordere dies auch strukturelle Reformen.

„Nach immer mehr Steuer und Beitragsgeld zu rufen kann angesichts der bereits bestehenden Rekordbelastungen für die Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen keine Lösung sein“, so Vogel. Lauterbach müsse daher auch an die Ausgaben ran. Ähnlich hatte sich zuvor auch der gesundheitspolitische Sprecher der Liberalen im Bundestag, Professor Andrew Ullmann, geäußert.

Vogel verwies auf das im vergangenen Jahr vom Bundestag beschlossene GKV-Finanzstabilisierungsgesetz für 2023, in dem das Ministerium mit der Vorlage entsprechender Empfehlungen bis zum 31. Mai beauftragt wurde. Es sei nun Juni, und dem Parlament liege keine Empfehlung vor. „Das muss sich schleunigst ändern.“

„Sehr nah am vorgegebenen Zeitraum“

Lauterbach hatte vergangene Woche am Rande eines Treffens mit seinen Länderkollegen zur geplanten Krankenhausreform erklärt, ein Finanzierungskonzept für die GKV sei bereits in der regierungsinternen Abstimmung. Es werde „sehr nah am gesetzlich vorgegebenen Zeitraum“ ein Vorschlag gemacht. Der SPD-Politiker hatte zugleich erkennen lassen, dass man die Vorlage nicht viel früher habe machen können, weil Finanzminister Christian Lindner (FDP) zu recht viel Zeit in Anspruch genommen habe, die Eckwerte für den Haushalt vorzubereiten. Darauf sei man auch angewiesen gewesen, so Lauterbach.

Der GKV-Spitzenverband erwartet im kommenden Jahr eine Finanzlücke zwischen 3,5 Milliarden und sieben Milliarden Euro. Der Chef der DAK Gesundheit, Andreas Storm, hatte kürzlich gewarnt, erneut nur ein „Brückengesetz“ vorzulegen, um die GKV-Finanzierung 2024 sicherzustellen.

Überfällig sei, so Storm, die Kassen bei der Übernahme der Beitragskosten für Bürgergeld-Empfänger (ehemals ALG II) zu entlasten – notfalls könne der Schritt auch stufenweise erfolgen. Die Kosten dafür beziffern die Kassen auf bis zu zehn Milliarden Euro pro Jahr. (hom/dpa)

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Kommentare
Hans Christoph 05.06.202316:43 Uhr

FDP drängelt ..auf GKV-Finanzreform, Lauterbach bleibt entspannt , mit welcher Berechtigung bitte ????
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die Drängelei der Klientel PARTEI FDP, und deren Vize Johannes Vogel, ist doch , wäre doch, die passende Gelegenheit
für Herrn Prof.Dr.med.Karl Lauterbach endlich die dringliche Bürgerversicherung für ALLE Erwerbstätigen ZEITNAH
einzuführen; selbstverständlich auch für die Klientel der FDP.
Grundregeln seriöser Kaufleute sind ...Einnahmeseite dringlich erhöhen , Ausgabeseite, falls möglich, drücken....
Auf der Ausgabenseite hat 1.Priorität die Abschaffung unsolidarischer, unseriöser Vorstandsgehälter der Krankenkassenvorstände incl. deren Stellvertreter/innen.
Spitzenreiter = der Vorstand der TechnikerKrankenkasse, mit Jahresgehalt von spärlichen 373.778,04 EURO keine
Lira... überproportionaler Inflationsausgleich ist bereits berücksichtigt , wie bei den Bundestagsabgeordneten. Hoffentlich bringt die Energiekrise diese Kostgänger/innen der Millionen Zwangsbeitragszahler /innen NICHT in finanzielle Schieflagen... ??
Vorstandsgehalt AOK NordWest spärliche 309.000,00 EURO pro Jahr ... Vorstand AOK Bayern = 284.531,85 EURO
pro Jahr... Hungerlöhne von denen Normalos, die für Zwangsbeiträge schuften, utopisch ...
Also Millionen Zwangsbeitragszahler / innen weiter malochen damit die Vorstandsgehälter pünktlich überwiesen werden können.. ach ja die Verwaltungskosten der gesetzlichen Zwangskrankenkassen steigen ja ebenfalls überproportial plus Alterungsrückstellungen für die Vorständ/e / innen.. für das Alter = auch lukrativ vorgesorgt!! super

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