Diabetes und Adipositas
Fachärzte bangen um Therapiewahl
Diabetologen fürchten, dass die frühe Nutzenwertung die Arznei-Auswahl zu sehr einschränkt. Im schlimmsten Fall könnten bald nicht mehr genügend Medikamente zur Verfügung stehen.
Veröffentlicht:BERLIN. Professor Jochen Seufert, Endokrinologie an der Uniklinikum Freiburg, warnt, dass die frühe Nutzenbewertung durch das AMNOG-Verfahren die Diabetes-Therapie künftig zu sehr einschränken könnte. Im Vorfeld der Herbsttagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) verwies er darauf, dass neuere Antidiabetika in der frühen Nutzenbewertung nicht überzeugt haben und vom Markt verschwunden seien.
Die Folge sei, dass die Diabetologen die Behandlung ihrer Patienten umstellen müssten. Zuweilen fürchteten sie, dass ihnen bald keine ausreichende Auswahl an Medikamenten mehr zur Verfügung stehe. "Das Verfahren vermittelt den Eindruck, dass das Urteil der Fachgesellschaft das Letzte ist, was man hören will", ärgerte sich Seufert.
Zehn Prozent der Deutschen haben Diabetes
Etwa zehn Prozent der Deutschen leidet bereits an Diabetes, Tendenz steigend. Auch nimmt die Zahl der Kinder, die an Typ 1-Diabetes erkranken, jedes Jahr um drei Prozent zu. Da Adipositas die bedeutendste Ursache für die "weltweit dramatische Zunahme des Diabetes mellitus" ist, plädierte Seufert dafür, beide Volkskrankheiten künftig intensiver gemeinsam zu behandeln.
Diabetes-Medikamente müssen heute, so Seufert, zum einen den Blutzucker senken, zum anderen auch Risiken wie etwa kardiovaskuläre Erkrankungen oder Unterzuckerung mindern.
Den vorliegenden Entwurf zum Präventionsgesetz wertete Jochen Seufert als einen "ersten Schritt", der allerdings nicht umfassend genug ausgestaltet sei. Professor Wieland Kiess von der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) bemängelte, dass in Schulen und Kitas nach wie vor zu wenig über diese Erkrankungen aufgeklärt werde.
Die Fachgesellschaften setzen auch darauf, die Ernährung von Diabetespatienten zu verbessern. So arbeitet Professor Andreas Pfeiffer vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam arbeitet derzeit daran, beliebte Nahrungsmittel um Pflanzenfette zu ergänzen und sie gesünder zu machen. (wer)