Innovationsfonds
Forscher: Neue Versorgungsideen schneller in die Praxis überführen
Die Pipeline an neuen Projekten etwa zur medizinischen Versorgung auf dem Land ist gut gefüllt. Jetzt gelte es, die Vorhaben in die Breite zu bringen, betonen Versorgungsforscher – und sehen noch einige Hürden.
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Innovationsfondsprojekte widmen sich auch dem Ärztemangel auf dem Land – die Frage ist, wie die Modelle in die Breite gelangen.
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Berlin. Gesundheitsforscher haben eine schnellere Überführung neuer Versorgungsideen in die ärztliche und klinische Praxis angemahnt. Über den Innovationsfonds beim Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) würden derzeit über 200 Projekte zu neuen Versorgungsformen gefördert, sagte der Kölner Medizinsoziologe Professor Holger Pfaff im Vorfeld des Kongresses für Versorgungsforschung (DKVF) am Dienstag. „Die Pipeline ist voll.“
Jetzt gelte es, die für gut befundenen Projekte „in die Breite“ zu ziehen, betonte Pfaff, der dem Kongress als Präsident vorsteht und der von 2016 bis 2019 den Expertenbeirat des Innovationsausschusses beim GBA leitete.
„Auf dem Weg zu einer rationalen Gesundheitspolitik“
Deutschland befinde sich auf dem „Weg zu einer rationalen Gesundheitspolitik“ – also einer Politik, die Entscheidungen nach Möglichkeit auf Erkenntnisse der Versorgungsforschung stütze, sagte Pfaff. Ein Problem bestehe aber nach wie vor darin, dass es sehr lange dauere, bis neue Ideen in den Köpfen von Ärzten und Klinikmanagern ankämen.
„Oft sind Innovationen so geplant, dass sie den Bedürfnissen derer, die die Neuerung umsetzen sollen, nicht entsprechen“, sagte Pfaff. Das führe zu „Akzeptanzproblemen“.
Ein neues Versorgungsprojekt, das in Nordrhein-Westfalen funktioniere, müsse so nicht zwangsläufig auch in Bayern oder Hessen klappen. Daher seien Innovationsprojekte, sollten sie in die Breite gehen, an die Bedingungen des jeweiligen Bundeslandes angepasst und auf die Akteure dort zugeschnitten werden.
Versorgungskontext vor Ort ausmessen
Hierzu könnten Versorgungsforscher einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie theoretische Grundlagen lieferten, mit denen sich der jeweilige „Versorgungskontext“ besser verstehen lasse, erläuterte Pfaff. Ziel sei es, den Praxistransfer im Gesundheitswesen schneller zu machen. „Wir wollen die Schnecke etwas beschleunigen.“
Zum Kongress der Versorgungsforscher, der dieses Jahr zum 20. Mal stattfindet, werden ab Mittwoch Ärzte, Wissenschaftler, Kassenmanager sowie Vertreter von Patientenorganisationen und Verbänden erwartet. Die Leitung der dreitägigen Tagung liegt beim Deutschen Netzwerk Versorgungsforschung. Pandemiebedingt findet der Kongress rein virtuell statt. (hom)