Pannen in den USA

Forscher warnen vor Laborrisiken

Die Pannen mit Anthrax und Co. in US-Laboren haben weitere Konsequenzen gefordert: ein wichtiges Beratergremium wird umgebildet. Derweil warnen Forscher vor dem Risiko "Labor".

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NEU-ISENBURG. Eine Gruppe von Forschern und Bioethikern hat vor wachsenden Gefahren durch die Forschung mit potenziell pandemischen Pathogenen gewarnt. In einem Aufruf fordert die "Cambridge Working Group", eine "gründliche Neubewertung der Biosicherheit" für solche Experimente. Der Nutzen müsse die Risiken überwiegen.

Vorangegangen waren dem Vorstoß mehrere Pannen in hochrangigen US-Forschungseinrichtungen. Unter anderem waren dort lebensfähige Anthraxsporen in ein Labor mit niedriger Sicherheitsstufe gesendet worden. Dutzende Forschungsmitarbeiter waren exponiert worden.

Die neue Expertengruppe aus Infektiologen, Public-Health-Experten und Bioethikern sieht sich in den Vorfällen an die "Fehlbarkeit selbst der sichersten Labore" erinnert. Zu den Unterzeichnern des Aufrufs zählen namhafte Persönlichkeiten, darunter der Influenza-Experte Professor Michael Osterholm von der Universität Minnesota, die Epidemiologie-Professoren David Fisman von der Uni Toronto und Marc Lipsitch von der Harvard-Universität, aber auch die deutsche Völkerrechtlerin Professor Silja Vöneky, die Mitglied im Deutschen Ethikrat ist.

Bereits vor zwei Jahren war durch "Gain-of-Function"-Experimente mit aviärer Influenza eine ähnliche Diskussion hochgekocht. Damals wurden in erster Linie Befürchtungen zum "Dual Use" laut, wonach die Forschungsergebnisse etwa von Terroristen für den Bau von Biowaffen verwendet werden könnten.

In ihrer Stellungnahme fordern die Experten nun, dass Forschung mit potenziell pandemischen Krankheitserregern so lange beschränkt werden sollte, bis eine "quantitative, objektive und verlässliche" Beurteilung der Risiken, Vorteile und Möglichkeiten zur Risikominimierung sowie anderer Forschungsansätze vorlägen.

Die Gruppe fordert in Anlehnung an die "Asilomar-Konferenz" aus dem Jahr 1975 einen ähnlichen Ansatz für die Forschung mit gefährlichen Pathogenen. Bei der Konferenz im kalifornischen Asilomar-Staatspark hatten sich Experten seinerzeit Regeln für Experimente mit rekombinanter DNA gegeben. Hintergrund waren auch damals mögliche Biorisiken der Forschung.

Ein ähnliches Verfahren könnte für Wissenschaftler, die mit gefährlichen Pathogenen arbeiten, "ein guter Ausgangspunkt" sein, um die "besten Ansätze" etwa für "höchste Sicherheitsstandards" zu identifizieren, glauben die Autoren.

Beinahe zeitgleich zu der Veröffentlichung des Aufrufs wurden weitere Konsequenzen aus den jüngsten Laborpannen in den USA bekannt. Danach soll das einschlägige Beratergremium für Biosicherheit umgebildet werden. Elf Gründungsmitglieder des NSABB seien am Sonntag abberufen und durch neue Mitglieder ersetzt worden, berichtet der Blog "ScienceInsider". Dazu zählt auch der ehemalige Vorsitzende und Mikrobiologe Professor Paul Keim.

Hintergrund dafür ist offenbar die "Ruhe" des Gremiums. Tatsächlich hat es seit Ende 2012 nicht mehr getagt. Zu den jüngsten Pannen in US-Laboren hatte sich das Gremium ebenfalls nicht positioniert. Der NSABB soll die US-Regierung und die maßgebliche US-Gesundheitsbehörde NIH in Fragen zur Biosicherheit bei Dual-Use-Forschung beraten. (nös)

Die Stellungnahme auf www.cambridgeworkinggroup.org

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