DAK-Gesundheitsreport

Frauen gehen häufiger krank zur Arbeit als Männer

Krank zur Arbeit - das ist gar nicht typisch Mann. Mehrheitlich sind es die Frauen, die sich mit Beschwerden zum Job quälen, berichtet die DAK. Ihre Untersuchung zeigt: Frauen sind anders krank als Männer.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Erkältet im Büro: Viele Frauen bleiben wegen Schnupfen, Husten, Heiserkeit nicht zu Hause.

Erkältet im Büro: Viele Frauen bleiben wegen Schnupfen, Husten, Heiserkeit nicht zu Hause.

© Picture-Factory / fotolia.com

BERLIN. Bei Krankheit verhalten sich berufstätige Frauen anders als Männer. Das ist ein zentrales Ergebnis des DAK-Gesundheitsreports 2016.

Anders als bisher angenommen, gehen Frauen häufiger krank zur Arbeit als Männer. Das hat eine Forsa-Umfrage unter 5000 erwerbstätigen Frauen und Männern im Alter von 18 bis 65 Jahren für die DAK-Gesundheit ergeben.

Zwei Drittel der befragten Frauen (67 Prozent) war demnach im Jahr vor der Befragung krank zur Arbeit gegangen. Bei den Männern waren es nur 60 Prozent.

"Damit habe ich nicht gerechnet", kommentierte die Präventionswissenschaftlerin Professorin Petra Kolip die Ergebnisse. Die Literatur dazu gehe von einem anderen Verhalten aus.

Berufliche Nachteile aufgrund von krankheitsbedingtem Fehlen am Arbeitsplatz fürchtete nur der kleinere Teil der befragten Frauen. Stärkstes Motiv war bei 85 Prozent, die Kollegen nicht hängen lassen zu wollen.

Eine wichtige Aussage: Wenn Frauen erkrankte Kinder zu Hause pflegten, trauten sie sich nicht, weiter der Arbeit fernzubleiben, wenn sie sich selbst angesteckt hatten.

Männer bleiben länger fern

Depressionen, Krebs und Herzinfarkte markieren große Unterschiede im Krankheitsgeschehen von Männern und Frauen. Knapp 54 Prozent der bei der DAK versicherten Frauen waren 2015 mindestens einmal krankgeschrieben, aber nur 47,5 Prozent der Männer.

Frauen fehlten im vergangenen Jahr 14 Prozent häufiger im Job als Männer. Damit waren laut DAK-Report an jedem Tag von 1000 erwerbstätigen Frauen 44 krankgeschrieben, aber nur 39 Männer.

"Sie sind häufiger, aber nicht länger krankgeschrieben", betonte aber Report-Autor, Hans-Dieter Nolting, vom Berliner IGES-Institut. Männer blieben je Krankschreibung mit 12,2 Tagen durchschnittlich zwei Prozent länger dem Arbeitsplatz fern als Frauen.

Insgesamt stieg der Krankenstand mit 4,1 Prozent auf den höchsten Wert in diesem Jahrtausend. Für DAK-Chef Professor Herbert Rebscher jedoch kein Grund für Alarmismus. "Das ist quantitativ für den Arbeitsmarkt wenig bedeutend", sagte Rebscher.

Frauen: Deutlich häufiger psychisch krank

Wichtiger sei die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Ergebnissen des Reports. Drei Erklärungsansätze liefert die Untersuchung.

- Die realen Morbiditätsunterschiede spiegeln sich bei den Krankschreibungen wider: Frauen sind deutlich häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen als Männer.

Laut Erhebungen des Robert-Koch Instituts haben Frauen 1,7 mal so hohe Depressionsprävalenz wie Männer. Brustkrebs tritt in der Re gel während des Erwerbslebens auf; Prostatakrebs trifft Männer meist erst im Rentenalter.

- Schwangerschaftskomplikationen erklären lediglich 12,3 Prozent des Krankenstandsunterschieds. Je jünger die Altersgruppe, können sie aber für knapp drei Viertel des Unterschieds verantwortlich sein.

- Männer melden sich seltener wegen der Kinder krank (25 Prozent). Zudem gehen Männer seltener als Frauen zum Arzt.

Die Ergebnisse des Reports seien bedeutsam für das betriebliche Gesundheitsmanagement, sagte Kolip. Bei allem, was Unternehmen anböten, müsse der Genderaspekt bedacht werden. "Wir müssen die Arbeitsbedingungen geschlechtersensitiv besser verstehen lernen", ergänzte Rebscher.

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Kommentare
Carsten Windt 16.03.201609:47 Uhr

Statistik ohne Aussagekraft

Nur Randinformationen der Statistik sind interessant. Aber ein Vergleich über alle Arbeitnehmer ist schon widersinnig. So sind im gewerblich technischen Bereich auch heute noch überwiegend Männer tätig. So sind dort Verletzungen bzw. Erkrankungen der Muskel Skelettsystem nicht nur eine überwiegende Ursache für Fehlzeiten. So ist es meist unmöglich seinen Beruf auszuüben. Eine Distorsion des Handgelenkes ist bei Bürotätigkeit kaum ein Grund für eine Arbeitsunfähigkeit. Ein Bauarbeiter oder Techniker wird kaum arbeiten können.
Wenn derartige Statistiken erhoben werden, so sollte man einzelne Berufsgruppen vergleichen.

Margarita Moerth 16.03.201609:21 Uhr

Wenig Überraschendes

Beim Betrachten der Graphiken "Geschlechtsspezifische Morbidität" möchte man meinen, es mit zwei verschiedenen Spezies zu tun zu haben.
Zum Beispiel leiden Männer offenbar nie an psychischen Erkrankungen; - oder gestehen sie ihre Krankheit sich und anderen einfach weitaus seltener ein, als Frauen? ;-)

Mir absolut nicht neu ist die Tatsache, dass Frauen - schon aus Rücksichtnahme auf die Kollegen - häufiger auch krank zur Arbeit gehen, als Männer, ist mir absolut nicht neu.

Enbensowenig wie die Tatsache, dass Väter viel seltener bei einem kranken Kind daheim bleiben, als Mütter.

Was da alles als überraschendes Ergebnis dargestellt wird, würde ich eher als "No,na-Erkenntnisse" bezeichnen: Wenig Überraschendes.

Dr. Franz-Josef Wittstamm 16.03.201607:57 Uhr

Subjektives Krankheitsgefühl

Die Versicherten wurden befragt, ob sie krank zur Arbeit gingen.
Daraus in der Überschrift eine gesicherte Tatsache zu unterstellen:
"Frauen gehen häufiger krank zur Arbeit als Männer", ist fragwürdig.
Die Interpretation eines subjektiven Krankheitsgefühls ist doch schwierig.
Belastbarer Fakt ist aber, dass Frauen häufiger mit 54% im Jahr einen Krankenschein haben.

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