Telematikinfrastruktur

Frust mit der TI: KV Bayern kritisiert fehlenden Nutzen und technische Mängel

Nur 87 Prozent der bayerischen Arztpraxen sind bislang an die Telematikinfrastruktur angeschlossen. Die KV betont: Grund sei nicht etwa Technologiefeindlichkeit, sondern fehlender Mehrwert und Probleme in der Handhabung.

Michaela SchneiderVon Michaela Schneider Veröffentlicht:
Sieben TI-Störungen beschäftigten die KV Bayerns allein im Oktober. Die Fehlerbehebung habe durchschnittlich 14 Tage gedauert.

Sieben TI-Störungen beschäftigten die KV Bayerns allein im Oktober. Die Fehlerbehebung habe durchschnittlich 14 Tage gedauert.

© D. Ott / stock.adobe.com

München. „Bayerns Ärzteschaft ist keineswegs technologiefeindlich.“ Aber die Technologie müsse echten Mehrwert bieten und dürfe weder im Handling noch im Datenschutz von zweifelhafter Qualität sein. Mit deutlichen Worten kritisierte Dr. Pedro Schmelz, erster stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), bei der Jahrespressekonferenz am Dienstag die Umsetzung des Digitale-Versorgung-Gesetzes (DVG).

Dass 13 Prozent der bayerischen Praxen noch nicht an die Telematikinfrastruktur (TI) angebunden seien, liege vor allem daran, dass die Technik fehleranfällig, der Nutzen für Ärzte wie Patienten fraglich und keine Arbeitserleichterung festzustellen sei. Im Gegenteil: Allein im Oktober sei es laut Schmelz zu sieben Störungen im TI-Produktivbetrieb gekommen. Im Durchschnitt dauerte die Fehlerbehebung jeweils 93,7 Stunden, also rund 14 Tage.

„Das Mindeste, was wir vom Gesetzgeber erwarten, ist, dass vor der Umsetzung digitaler Neuerungen in der Praxis jeweils eine Testphase erfolgt und erst nach erfolgreichen Praxistest eine Umsetzung in der Fläche startet“, heißt es in der KVB-Pressemeldung. Die KVB unterstützt daher eine Online-Petition zur Einführung von Flächentests bei eAU und E-Rezept, Interessierte können die Petition mit der Nummer 126863 noch bis zum 16. Dezember unterstützen.

„Reiner Etikettenschwindel“

Zudem wird kritisiert: Zu häufig verberge sich unter dem Schlagwort „Digitalisierung des Gesundheitswesens“ reiner Etikettenschwindel. Viele der mit großem Trara angekündigten Innovationen wie die Apps auf Rezept oder auch die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung stellten sich häufiger eher als Einnahmenquelle für findige IT-Unternehmen und weniger als substanzielle Hilfe für Ärzte und Patienten dar.

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Er hätte gerade auch mit Blick auf die zusätzlichen Belastungen durch die Pandemiesituation darauf gehofft, dass Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn auf Druck und Sanktionen gegenüber Praxen verzichten würde, so Schmelz. Zur Erinnerung: Ärzten, die kein VSDM durchführen, werden gemäß SGB V 2,5 Prozent ihres Honorars gekürzt. Die KBV hatte bereits in den vergangenen Wochen betont, dass die Sanktionen nicht immer verhältnismäßig seien.

61 Arbeitstage fließen in Bürokratie

Derartige Zumutungen des Gesetzgebers macht Schmelz mitverantwortlich dafür, dass inzwischen nicht nur im hausärztlichen, sondern auch in fachärztlichen Bereichen eine Unterversorgung droht.

„Wir können zwar Förderprogramme auflegen, aber niemanden zwingen, sich in einer Region niederzulassen“, so der KVB-Vize. Was es brauche, wenn die eigene Praxis wieder zum erstrebenswerten Ziel werden soll, seien passende Rahmenbedingungen: verlässliche Honorarzahlungen, feste Leistungen für ärztliche Leistungen und eine deutliche Verminderung der Bürokratie.

Tatsächlich wenden Arztpraxen laut Bürokratieindex der KBV dafür derzeit pro Jahr im Schnitt 61 Arbeitstage auf. „Wenn die neue Regierung das Thema beherzt angeht, schafft sie ein echtes Niederlassungsprogramm“, so Schmelz‘ Appell.

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