Krach in der KBV

Gassen erstattet Anzeige gegen Unbekannt

Der Streit in der KBV läuft immer mehr aus dem Ruder. Nach harscher Kritik an Dr. Andreas Gassen geht der KBV-Chef jetzt in die Offensive.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Die KBV kommt derzeit einfach nicht zur Ruhe.

Die KBV kommt derzeit einfach nicht zur Ruhe.

© Michaela Illian

BERLIN. Die Stimmung im KV-System ist schlecht. Die Ärztevertreter in den Regionen fragen sich, ob sich eine Öffnung der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung (ASV) auf die Budgets der Vertragsärzte auswirken könnte.

Gleichzeitig wollen sie in einer damit zusammenhängenden Frage Aufklärung: Wurde in KBV-Chef Dr. Andreas Gassens Amtszeit einem KBV-Mitarbeiter genehmigt, in Konkurrenz zu möglichen ASV-Abrechnungen im KV-System den Aufbau des ASV-Abrechnungsgeschäftes für den Spitzenverband der Fachärzte (SpiFa) voranzutreiben?

Gassen, der bis zum 24. April SpiFa-Vorsitzender war, hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Grund ist ein mögliches Datenloch in der KBV. Informationen aus der Personalakte des Mitarbeiters könnten unberechtigter Weise weitergegeben worden sein, hieß es am Mittwoch dazu aus KBV-Kreisen.

SpiFa stellt sich hinter Gassen

Der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (SpiFa) hat sich in der ASV-Affäre hinter Gassen gestellt. "Die Diskussion um die ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV) und die Rolle des SpiFa werden (...) instrumentalisiert für einen Machtkampf gegen unseren fachärztlichen Kollegen im KBV-Vorstand, Andreas Gassen", heißt es in einem Rundschreiben an die SpiFa-Mitgliedsverbände vom Mittwoch.

Der Vorwurf, der SpiFa entziehe mit der ASV-Abrechnung den fachärztlichen Grundversorgern Honoraranteile, sei "schlichtweg falsch", heißt es in dem Schreiben, das der "Ärzte Zeitung" vorliegt.

Die Autoren berufen sich darauf, dass der Gesetzgeber im Versorgungsstrukturgesetz vorgegeben habe, dass eine Bereinigung der ASV weder zulasten des hausärztlichen Vergütungsanteils noch der fachärztlichen Grundversorgung gehen dürfe.

Das Schreiben betont die Chancen des neuen Sektors. Die ASV biete eine der wenigen Möglichkeiten, die Tendenzen der Bevorteilung der Krankenhausträger zu stoppen und in Richtung der niedergelassenen Fachärzte umzulenken.

Als Einstehen für die Sache der niedergelassenen Ärzte will der SpiFa denn auch den Alleingang von Gassen verstanden wissen, der die Gemüter in den Regionen in Wallung versetzte.

Brief an Gröhe war Stein des Anstoßes

Gassen hatte gemeinsam mit dem DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum einen Brief an Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) verfasst. In dessen Inhalten wittern die KV-Oberen Gefahr. Sogar von "irreparablem Vertrauensverlust" ist die Rede.

Lediglich ein Fünftel der Fachärzte könne sich an der ASV beteiligen. Die anderen müssten mit "deutlich spürbaren Honorareinbußen rechnen, heißt es in einem Schreiben der KV Westfalen-Lippe an ihre Mitglieder.

Noch harscher geht die KV Baden-Württemberg mit Gassen ins Gericht. Sollte die Politik Gassens Forderung entsprechen, das ASV-Zugangskriterium "schwere Verlaufsformen" fallen zu lassen, hätte die KBV die "größte Öffnung des Krankenhauses gegen die niedergelassene Praxis aktiv in die Wege geleitet", heißt es in einer Mitgliederinformation .

Die KBV nähme die Existenzgefährdung zahlreicher, insbesondere fachärztlicher Praxen in Krankenhausnähe in Kauf.

Lesen Sie hier unser exklusives Interview mit Dr. Andreas Gassen, in dem er zu den Vorwürfen gegen ihn Stellung genommen hat.

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Kommentare
Dr. Christoph Schay 08.05.201515:59 Uhr

Fachärzte an die Kliniken

als niedergelassener Hausarzt in einer dicht besiedelten Region beobachte ich, dass seitdem die 10€ Quartalsgebühr für die Krankenkassen nicht mehr erhoben wird das Fachärzte Patienten ohne vorherige Überweisung annehmen, dadurch die Wartezeiten sich verlängern und von den fachärztlichen Kollegen die Berichtspflicht ausgehebelt wird und insgesamt sich die Zusammenarbeit zu Lasten der Patienten verschlechtert. Daher sind die abstrusen politischen Vorschläge im neuen Stärkungsgesetz und die Vorgänge der KBV zu begrüßen. Kliniköffnungen für fachärztliche Versorgung und die Abschaffung der ambulanten fachärztlichen Ebene haben sich die Kollegen dann selber eingebrockt. Schon Balint hatte in den 1950zigern versucht die Zusammenarbeit zu verbessern. Ein ärztliches Trauerspiel der Vergangenheit findet in der Gegenwart seine Fortsetzung.

Dr. Wolfgang Bensch 07.05.201514:41 Uhr

Unbekannte sind es doch nicht ...

Lauter bekannte Namen anderer KV-Vorstände in den Ländern ...
kommen jetzt etwa Hausdurchsuchungen anderen Ortes oder auch am Herbert Lewin in Berlin?

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