Krieg und Ebola

Gegen Gesundheitskrisen besser wappnen!

Gesundheitshelfer in Kriegsgebieten riskieren häufig Leib und Leben. Zum Beispiel beim Kampf gegen den Ebola- Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo. Die Unterstützung ist oft nicht willkommen, weil sie an Bedürfnissen der Menschen vorbeigeht.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Ebola-Helfer in der Demokratischen Republik Kongo: Ausländern wird oft misstraut.

Ebola-Helfer in der Demokratischen Republik Kongo: Ausländern wird oft misstraut.

© Al-Hadji Kudra Maliro / AP Photo / picture allianc

Berlin. In Regionen mit bewaffneten Konflikten treten immer öfter auch Epidemien mit gefährlichen Krankheitserregern auf. Gefährdet sind vor allem Menschen in den betroffenen Ländern. Es besteht aber auch die Gefahr, dass ganze Regionen durch solche Krisen destabilisiert werden.

Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Ebola-Epidemie in der Demokratischen Republik Kongo (DRC). Für die Bewältigung solcher Krisen sind wir nicht gut vorbereitet, haben Experten von Regierungen und internationalen Organisationen beim World Health Summit in Berlin gewarnt.

Weniger Neuerkrankungen und Todesfälle

Der Ausbruch in der DRC hat sich trotz umfassender Hilfe und mit viel Geld bis heute nicht beenden lassen. Im Juli erklärte die WHO die Epidemie zum internationalen Gesundheitsnotstand (Public Health Emergency of International Concern).

Bisher wurden in den betroffenen Provinzen Nord-Kivu und Ituri im Osten des Landes 3250 bestätigte Erkrankungen und 2147 Todesfälle registriert.

Die Situation habe sich inzwischen verbessert, hieß es bei der Veranstaltung: Es gibt weniger Neuerkrankungen und Todesfälle, neue Fälle beschränken sich auf wenige Gebiete. Auch eine Ausbreitung der Epidemie in Nachbarländer ließ sich verhindern.

Mit dem Impfstoff wurden über 240 000 Menschen geschützt, wie Ruxandra Draghia von MSD bei der Veranstaltung berichtet hat. Und eine wirksame Therapie mit Antikörpern ist in Sicht.

150 militärische Gruppen bekriegen sich

Die etwa tausend Helfer von WHO und internationalen Hilfsdiensten vor Ort arbeiten aber weiter unter schwierigen Bedingungen. Die Bevölkerung ist hochmobil, was die Verbreitung der Erreger begünstigen könnte. Die Nachbarländer wie Uganda, Ruanda oder Tansania sind mit wichtigen Handelsrouten an die Krisenprovinzen angebunden.

Es gibt etwa 150 militärische Gruppen und Milizen, die sich gegenseitig bekämpfen. Über 3000 Zivilsten wurden dabei in den letzten drei Jahren getötet.

„Viele Menschen sind traumatisiert und flüchten eher, als sich helfen zu lassen“, berichtete Susanne Baumann vom Außenministerium in Berlin. Vor allem auch Ausländern wird misstraut. In „Fake News“ wurde gestreut, dass Menschen nicht geimpft, sondern vergiftet werden sollen.

Dies erklärt auch einen Teil der Gewalt gegen die Hilfsdienste: 307 Attacken auf Ebola-Helfer mit fünf Toten und 70 Verletzten wurden seit Beginn des Ausbruchs verzeichnet .

Der Ebola-Ausbruch hat bei den Menschen vor Ort nicht unbedingt die höchste Priorität. Nach WHO-Angaben gab es dort seit Januar auch Ausbrüche von Cholera (15 331 Fälle, 287 Tote) und Masern (161 397 Fälle, 3117 Tote). Jedes Jahr sterben in dem Land zudem über 48 000 Menschen an Malaria – der Haupttodesursache bei Infektionen in dem Land.

Die Ressourcen für Therapie und Prävention sind dabei ungleich verteilt: Während gegen Ebola inzwischen über 400 Millionen US-Dollar gesammelt wurden, standen im gleichen Zeitraum nur acht Millionen Dollar gegen Masern zur Verfügung, berichtete Mercedes Tatay, Notfall-Koordinatorin von „Ärzte ohne Grenzen“. „Wir haben die Situation, dass ein Schwerkranker in ein Ebola-Zentrum kommt und fortgeschickt wird, weil er Malaria und nicht Ebola hat“, so Tatay.

Gesundheitseinrichtungen ohne Leitungswasser

„Wir können nicht über Nacht für 17 Millionen Menschen eine funktionierende Gesundheitsinfrastruktur schaffen“, sagte Dr. Michael Ryan von der WHO dazu.

Die Menschen sind schlecht versorgt: „Etwa 2600 medizinische Einrichtungen wurden dort ausgemacht, kaum eine davon verfügt zum Beispiel auch nur über Leitungswasser“, berichtete der Koordinator für gesundheitliche Notfälle. Man müsse sich auf den Ebola-Ausbruch fokussieren.

Dabei kann man auch von Erfahrung im Nachbarland Uganda profitieren, wie die dortige Gesundheitsministerin Dr. Jane Ruth Aceng in Berlin berichtete. Seit dem Jahr 2000 habe es dort sechs Ebola-Ausbrüche mit etwa 400 Betroffenen und 200 Toten gegeben. Jedes Ereignis sei für die Helfer eine wichtige Lektion gewesen.

Man müsse mit der Arbeit in den Dorfgemeinschaften ansetzen. „Ebola tötet binnen Stunden und verbreitet sich so schnell wie ein Buschfeuer – das müssen die Menschen wissen“, sagte Aceng.

Menschen vor Ort brauchen daher Informationen über die Krankheit, und ihnen muss eingeschärft werden, bei Verdacht sofort zu reagieren. Gesundheitssysteme müssen zudem immer für einen Ausbruch vorbereitet zu sein und entsprechende Mittel und Ressourcen vorhalten.

Dem stimmt auch Ryan von der WHO zu. „Wir haben bereits eine Menge Kompetenzen und wir dürfen nicht auf bessere Mittel in der Zukunft warten“, betonte er. Gegen mögliche Gesundheitskrisen in der Welt müsse man sich jetzt sofort wappnen.

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