Neues Modell in Schleswig-Holstein

Gemeinde-Praxen an der Westküste

An der Westküste Schleswig-Holsteins soll die Versorgung neu gestaltet werden: Drei vom Ärztemangel besonders betroffene Kommunen sind bereit, Zulassungen zu übernehmen und die Ärzte anzustellen.

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BAD SEGEBERG. Im Norden übernehmen Kommunen mehr Verantwortung für die ambulante ärztliche Versorgung.

Drei besonders vom Ärztemangel bedrohte Gemeinden an der Westküste arbeiten an Modellen, mit denen sie die ärztliche Versorgung an einem Standort konzentrieren, auf Wunsch der Ärzte Zulassungen übernehmen und sie anstellen.

Damit wollen sie sich attraktiv machen für junge Ärzte. Die kommunalen Entscheidungsträger der Gemeinden Büsum, Lunden und St. Michaelisdonn sind mit den dort tätigen Hausärzten und der Bevölkerung bereits in der Abstimmung.

KV Schleswig-Holstein, Ärztegenossenschaft Nord und das Westküstenklinikum (WKK) Heide sind involviert.

Die KV Abgeordnetenversammlung wird in Kürze darüber entscheiden, ob sie die Gemeinden mit einem Zuschuss zur Einrichtung der neuen Ärztehäuser unterstützt. Rechtsform wäre der nach Paragraf 105, Abs. 5 im SGB V mögliche kommunale Eigenbetrieb.

Ärzte vor Ort sind aufgeschlossen

Das Know-how für das Praxismanagement soll die Ärztegenossenschaft als Dienstleister einbringen. Sie wird dabei voraussichtlich in starkem Umfang auf vorhandenes Personal der Praxen zurückgreifen.

Die Ärzte vor Ort sind aufgeschlossen für das Modell und zum Teil auch zur Anstellung bereit. Es soll aber auch möglich sein, dass Ärzte mit eigenem Kassensitz in die kommunalen Eigenbetriebe einziehen.

Verbunden ist das Modell mit der Hoffnung, dass Weiterbildungsassistenten insbesondere aus dem WKK - derzeit sind dies elf junge Ärztinnen - ambulante Abschnitte in einem dieser ländlichen Zentren absolvieren und sich dort später anstellen lassen. Mittelfristig, hieß es aus der KV, könne dies wieder zu eigenen Kassensitzen führen.

Die Lage in den genannten Orten wird ohne neue Initiativen in absehbarer Zeit prekär. Das mittlere Alter der fünf Hausärzte in Büsum etwa beträgt schon jetzt 62 Jahre.

Vor einigen Jahren waren es noch neun Hausärzte. Bis auf Dr. Arno Lindemann, dessen Sohn nach seiner Weiterbildung einsteigen will, hat bislang niemand einen Nachfolger.

"Dann gehen hier die Lichter aus"

Der Versorgungsgrad dort droht in wenigen Jahren unter 50 Prozent zu fallen. "Dann gehen hier die Lichter aus", so Lindemann zur "Ärzte Zeitung". Mit einer Umsetzung des Modells in Büsum rechnet er in 2016.

In St. Michaelisdonn sind ebenfalls fünf, in Lunden drei Hausärzte niedergelassen. Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden hatten sich an die KV gewandt.

Die betonte, dass entsprechende Unterstützung nur für Regionen denkbar ist, in denen die Versorgungslage vergleichbar bedrohlich ist. Auch die Gemeinde Marne hat sich bereits an die KV gewandt."

Ohne engagierte Bürgermeister und Gemeindevertretungen sind solche Modelle nicht möglich. Wir können sie nicht von Bad Segeberg aus initiieren, sondern nur aktiv begleiten", sagte KV-Sprecher Marco Dethlefsen. (di)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Modell mit Perspektive

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