Hessen
Gemeinsamer Appell für sicheren Arztbesuch
Praxen und Kliniken in Hessen berichten über erheblich weniger Patienten – die Angst vor dem Corona-Virus lässt sie zu Hause bleiben. Jetzt soll um mehr Vertrauen geworben werden.
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Ein ordnungsgemäß geschütztes Trio verspricht Sicherheit beim Arzt: HKG-Präsident Höftberger, Sozialminister Klose und KV-Vorstandschef Dastych.
© KVH
Frankfurt/Main. Die Angst vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 hat auch in Hessen viele Menschen davon abgehalten, in Arztpraxen oder Krankenhäuser zu gehen. Lagen die Fallzahlen bei den Hausärzten im vierten Quartal 2019 noch bei 4,7 Millionen und bei den niedergelassenen Fachärzten bei knapp 6,5 Millionen, so verzeichneten beiden Gruppen im ersten Quartal dieses Jahres jeweils Einbrüche zwischen 25 und 30 Prozent, berichtete der KV-Vorstandsvorsitzende Frank Dastych.
Um den Patienten diese Ängste zu nehmen, starten KV und Hessische Krankenhausgesellschaft (HKG) eine Kampagne, mit der sie deutlich machen wollen: „Sicher für Sie da“.
Klinik-Auslastung 60 Prozent
Denn die Lage in den hessischen Krankenhäusern ist ähnlich wie in den Praxen. Lag die Auslastung im vergangenen Jahr bei 85 Prozent, liegt sie aktuell bei 60 Prozent, berichtet HKG-Präsident Dr. Christian Höftberger. Anfang des zweiten Quartals habe es sogar bis zu 50 Prozent weniger Behandlungen gegeben, ergänzte Professor Steffen Gramminger, geschäftsführender Direktor der HKG. „Wir rechnen über das ganze Jahr hinweg mit 20 bis 30 Prozent weniger Fällen in den Krankenhäusern, so Gramminger.
Was Präsident Höftberger besonders beunruhigt ist die Entwicklung der Fallzahl in den Notaufnahmen. Er schildert dies am Beispiel des Uniklinikums Marburg: Bis Mitte März waren die Zahlen mit den Vorjahreswerten vergleichbar, danach gingen sie rapide nach unten. Am Tiefpunkt in der letzten Märzwoche kamen 478 Patienten in die Notaufnahme, im Vorjahreszeitraum waren es 812.
„Auch bei gravierenden Symptomen kam es also aus Angst vor einer Infektion zum Verzicht auf den Gang in die Notaufnahme“, so Höftberger. Ob Herzinfarkt, Schlaganfall oder anhaltende starke Bauchschmerzen – diese Fälle gehörten sofort ins Krankenhaus, warnt er.
„Eindeutige Symptome zu verdrängen und zu ignorieren ist weit gefährlicher als die Wahrscheinlichkeit, sich im Krankenhaus mit dem Virus zu infizieren“, sagt Direktor Gramminger. Maximale Hygienemaßnahmen würden umgesetzt und streng beachtet.
Bei akuten Erkrankungen zu Hause zu bleiben, ist schlecht“, meint KV-Chef Dastych, „darum wollen wir den Menschen mit der Kampagne gerne die Infektionsangst nehmen“. Die Patienten seien in den Praxen in den besten Händen und sicher vor einer Infektion. Die wenigen Corona-Patienten, die es derzeit noch in Hessen gebe, würden ambulant in gesonderten Infektsprechstunden oder einer der 60 COVID-Schwerpunktpraxen behandelt.
Erfahren mit Infektionskrankheiten
Infektionskrankheiten seien für Krankenhäuser und Praxen nichts Neues, versicherte Dastych, „wir haben die Erfahrung und die Professionalität, mit Infektionskrankheiten und Infizierten umzugehen.
Der Schirmherr der Kampagne, Sozialminister Kai Klose (Grüne), betonte, es gebe keinen Grund, eine medizinisch notwendige Behandlung aufzuschieben – Hessen sei gut auf die Corona-Situation eingestellt, alle Beteiligten achteten streng auf die Einhaltung der Standards des Robert Koch-Instituts zur Hygiene.
Mit 150 Großflächenplakaten in den hessischen Städten soll die rund 100 .000 Euro teure Kampagne Ende Juni starten. In die Praxen der niedergelassenen Ärzte und in die Krankenhäuser werden zudem Pakete mit Plakaten, Aufklebern und Tresenaufstellern geliefert. Immer mit der Botschaft: „Sicher für Sie da“.