Blick in den Herbst
Gerontologin Kuhlmey: Nie wieder Besuche in Pflegeheimen verhindern!
Besuchsverbote im Pflegeheim: Dazu darf es nach Ansicht der Altersforscherin Kuhlmey nicht mehr kommen. Sie fordert, Besuche auch in der „vierten Welle“ zu ermöglichen – und verlangt Hygienekonzepte.
Veröffentlicht:
Realität zu Beginn der Pandemie: Kontaktverbot in der Altenpflege.
© Frank Molter / dpa
Berlin. Nach Ansicht der Gerontologin Professor Adelheid Kuhlmey sollten Besuche in Pflegeheimen auch bei einer sich zuspitzenden Corona-Lage möglich sein.
Geimpfte, genesene und getestete Angehörige sollten auf alle Fälle weiter Zugang zu den etwa 800.000 Bewohnerinnen und Bewohnern der 14.000 Pflegeheime in Deutschland haben, sagte die Alternsforscherin am Wochenende den Zeitungen der Funke Mediengruppe: "So etwas wie in der ersten Welle der Pandemie darf sich nie wiederholen."
Durch die Abschottung der Heime seien neue Risiken für Bewohnerinnen und Bewohner entstanden: "Verwirrtheitszustände nahmen zu, Verläufe von demenziellen Erkrankungen wurden beeinflusst, Einsamkeitsgefühle traten auf."
Heimpersonal sollte sich impfen lassen
Die Direktorin des Instituts für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft an der Berliner Charité ist eine der Autorinnen der Studie „COVID-Heim“. Darin wird die Situation von Pflegeheimbewohnern und -personal in der ersten Corona-Welle untersucht.
WIdO-Pflegereport
80 Prozent Übersterblichkeit bei Pflegeheimbewohnern Ende 2020
Alle Heime seien dazu aufgerufen, ein Hygienekonzept zu erarbeiten, das auch für den Fall weiter steigender Infektionszahlen trägt, so Kuhlmey weiter.
Das Heimpersonal rief sie dazu auf, sich impfen zu lassen. Zwar gebe es bisher keine wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Höhe der Impfquoten beim Heimpersonal, eine niedrige Quote aber sei eine Gefahr für Herbst und Winter: "Ich befürworte keine Pflicht zum Impfen, aber ich würde an die Verantwortung appellieren wollen, die Pflegekräfte in den Heimen für die Bewohner und ihre Gesundheit tragen." (KNA)