Der Standpunkt

Geschlossene Visiere

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

Der Autor ist Hauptstadt­korrespondent bei der "Ärzte Zeitung". Schreiben Sie ihm: anno.fricke@springer.com

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) will zurück in die Zukunft und - wie früher üblich - den Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) wieder nach Sektoren getrennt entscheiden lassen. Das mutet anachronistisch an. Selbst die Politik hat sich von einer streng sektoralen Aufteilung der Versorgung verabschiedet.

Der Grund für den Vorstoß der DKG liegt darin, dass sie sich bei Entscheidungen im GBA zu häufig untergebuttert sieht - wegen der Entscheidungsstrukturen. Sogar über einen Austritt aus dem wichtigsten Gremium der Selbstverwaltung sollen die Vertreter der Krankenhäuser nachgedacht haben.

Die Gräben, die den GBA durchziehen, folgen keinem einheitlichen Muster. Kostenträger und Leistungserbringer stehen sich mit geschlossenem Visier gegenüber. Der ökonomische Druck, der auf dem Gesundheitswesen lastet, führt zu kaum noch zu schlichtenden Verteilungskämpfen. Kompromisse, wie sie im Sinne einer Sektor übergreifenden Zusammenarbeit im Gesundheitswesen vom Gesetzgeber gewollt waren, fallen den Gremien der Selbstverwaltung zunehmend schwer.

Das Letztentscheidungsrecht des unparteiischen Vorsitzenden spielt daher eine immer stärkere Rolle. Wenn im kommenden Jahr das Amt möglicherweise einem Vertreter der Kassen zufällt, könnte diese Machtkonzentration für Ärzte Nachteile bringen. Es ist aus Sicht der DKG daher folgerichtig, wenn sie die Blockaden im Ausschuss zum Thema macht und Reformen fordert. Eine Option wäre, die Macht des Vorsitzenden zurückzustutzen.

Nicht nachzuvollziehen ist aber, dass sie auch die Rückkehr zu sektorbezogenen Entscheidungen fordert. Die auf das Gesundheitswesen zurollenden Kosten lassen sich nur in den Griff bekommen, wenn die Versorgung sektorübergreifend organisiert ist und die Leistungen nach Möglichkeit dort erbracht werden, wo es am kostengünstigsten ist.

Dazu gehört eine effizient organisierte Kommunikation zwischen Ärzten in Kliniken und Praxen - aber eben auch eine Selbstverwaltung, die nicht nach Sektoren zersplittert ist.

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 01.04.201109:00 Uhr

Stellvertreterkonflikte

Ein klassischer Stellvertreterkonflikt: Die DKG meint den mittlerweile völlig insuffizienten, über 70-jährigen, letztentscheidenden, autokratischen Vorsitzenden des G-BA, Dr. jur. Rainer Hess, traut sich aber "mit geschlossenem Visier" nicht aus der Deckung. Stattdessen wird, als ''Übersprunghandlung'' sozusagen, eine Rückkehr zu sektoralen Entscheidungskorridoren gefordert.

Aber von einer kompromissgeleiteten Kooperation "im Sinne einer Sektor übergreifenden Zusammenarbeit im Gesundheitswesen, vom Gesetzgeber gewollt", ist der Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen noch meilenweit entfernt. Das kann man an dem jüngsten Chaos um die Ablehnung der Kostenübernahme von Blutglucoseteststreifen für Typ-2-Diabetiker deutlich erkennen. Da haben sich das IQWiG, der G-BA-Vorsitzende und alle beteiligten medizinischen Laienschauspieler mit einer grottenschlechten Performance bis auf die Knochen blamiert.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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