Sommerreise

Gröhe guckt TV-Ärzten über die Schulter

Auf seiner Sommerreise konzentriert sich Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) auf sein Fachgebiet: Er besucht Kliniken, wissenschaftliche Einrichtungen - und das Set einer Ärzteserie.

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Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (links) besucht auf seiner Sommerreise das Unfallkrankenhaus Berlin. Hinter ihm steht der Arzt und Moderator Eckart von Hirschhausen.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (links) besucht auf seiner Sommerreise das Unfallkrankenhaus Berlin. Hinter ihm steht der Arzt und Moderator Eckart von Hirschhausen.

© Wolfgang Kumm/dpa

ERFURT. Zur Einstimmung läuft im Bus eine Folge der Serie "In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte". Am Abend trifft Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) dann den Produzenten der Reihe, Sven Sund, am Set in den MDR-Studios in Erfurt. Gröhe kommt auf seiner Sommerreise am Mittwoch direkt aus dem echten Unfallkrankenhaus in Berlin-Marzahn in die fiktive Fernseh-Klinik.

Eine schräge Diagnose

Gröhes Sommertour

Start der insgesamt dreitägigen Reise war am Mittwoch.

Über 800 Kilometer reist Gröhe quer durch Deutschland – unter anderem nach Erfurt, Marburg, Köln, Neuss und Hilden.

Besucht werden laut Gesundheitsministerium „interessante und zukunftsweisende Projekte der Gesundheitsversorgung, Prävention und Pflege“.

Die erste Station war – vor dem Besuch des Fernseh-Sets – das Unfallkrankenhaus Berlin. Dort bildeten unter anderem die Notfall- und Telemedizin die thematischen Schwerpunkte.

Ärzte gehörten im Fernsehen zu den beliebtesten Berufsgruppen, noch vor den Köchen, sagt er. Wie aber reagiert das Publikum, wenn die Ärzte im Fernsehen doch nicht erfolgreich sind und ihnen der Patient unter den Händen wegstirbt, oder eine "schräge Diagnose" gestellt wird? Kommen dann kritische Zuschauer-Briefe oder gar wütende Anrufe?

Grundsätzlich geschehe dies eher selten, versichert der Produzent. Man gehe sehr respektvoll mit den Krankheitsbildern um. "Sie sind gut recherchiert", sagt Sund. Das alles geschieht mit medizinischer Fachberatung des Arztes Henrich Sundermann.

Was macht eine gute Arztserie aus? Im Mittelpunkt stehe das Arzt-Patienten-Verhältnis. "Hier wird mir geholfen. Hier werde ich gerettet", erläutert Co-Produzentin Gabriela Brenner. Dann gehe es auch um die privaten Sorgen von Arzt oder Patient. Dazu nehme man eine Prise Humor, Einfühlungsvermögen und ein gutes Ärzte-Team.

Die Geschichten stimmen

In der Serie stehen die Chirurgen eher im Mittelpunkt als etwa der Narkosearzt. Im Zweifel ist die Arbeit des Operateurs auch spannender und gibt lebendigere Bilder her. Beim Chirurgen passiert für den Zuschauer mehr. "Er schlitzt das Heiligste auf, den Körper", sagt Sundermann. Und Brenner erzählt, Themen und Fälle finde man im richtigen Leben - in Zeitungen, aus Erzählungen von Bekannten und Anregungen von Fachleuten.

Dem 30-jährigen Schauspieler Philipp Danne gefällt die Rolle des Assistenzarztes Ben Ahlbeck. "Die Geschichten stimmen", sagt er. Man habe auch viel Spaß, in diesem Team zu arbeiten. Und: "Arzt spielen hat etwas sehr Spannendes." Was denn mit schweren medizinischen Fachausdrücken sei?, so eine Zwischenfrage. "Man sagt es immer wieder, immer wieder."

Klinik mit Unterhaltungsauftrag

Und was ist mit politischen Themen von öffentlicher Relevanz wie falschen Brustimplantaten, Organspende-Skandal, Krankenhauskeimen, fragt der Gesundheitsminister. Alle die genannten Beispiele seien in Folgen eingeflossen, antwortet Sund. Allerdings werde kein tagesaktuelles Thema verarbeitet, das nach wenigen Tagen aus der Diskussion verschwinde.

Wie weit beeinflusst Fernsehen die Sichtweise der Gesellschaft auf das Thema Gesundheit, hakt Gröhe nach. Das Fernsehen habe keinen rein informatorischen Auftrag, sondern einen Unterhaltungsauftrag, entgegnet Sund.

Das scheint Gröhe zu wenig. Der Minister fragt nochmals nach: Wie gehe das Team mit gesellschaftlich relevanten Themen wie Organspende und Hirntod oder mit Masern und Impfschutz um? Man plane die 42 Folgen pro Jahr ja langfristig und bespiele solche Themen durchaus - "aber nicht im politischen Sinne", erläutert Sund. Das Fernsehen wolle dem Zuschauer keine Bewertung solcher Themen mit auf den Weg geben. (dpa)

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