Antibiotika-Resistenzen
Gröhe sieht Ärzte in besonderer Verantwortung
Im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen nimmt Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe die Ärzte in die Pflicht. Ein umsichtiger Einsatz von Antibiotika müsse erreicht werden, sagte Gröhe im Vorfeld der G7-Tagung im exklusiven Interview mit der "Ärzte Zeitung".
Veröffentlicht:BERLIN. Antibiotika sind Segen und Fluch zugleich. Ärzte verordneten sie viel zu häufig, sagen Fachleute, auch deshalb, weil Patienten diese Medikamente einfordern.
Die Menschen nehmen Antibiotika zudem über die Nahrung auf. Weltweit werden Antibiotika eingesetzt, um Tiere vor Infektionen zu schützen - in der Fisch- und Garnelenzucht sowie in der Schweine- und Geflügelmast.
Die hohe Mutagenität von Bakterien und der unkritische Einsatz von Antibiotika haben zu gefährlichen Resistenzbildungen geführt. Die Furcht ins "Vor-Penicillinzeitalter" zurückzufallen, hat eine internationale Koalition auf den Plan gerufen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Antibiotika-Resistenzen und die international koordinierte Entwicklung neuer Antibiotika auf die Agenda der deutschen G 7-Präsidentschaft gesetzt.
Diese Punkte umreißen auch einen Gutteil des Programms der Gesundheits- und Forschungsminister aus den sieben führenden Industriestaaten, die am Donnerstag und Freitag in Berlin tagen.
Gröhe: "80 bis 90 Prozent der Antibiotika werden im ambulanten Bereich verordnet"
"Völlig klar ist: Kein Staat kann den weltweiten Anstieg von Antibiotika-Resistenzen alleine aufhalten", sagte Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) im Exklusiv-Interview mit der "Ärzte Zeitung".
Ziel müsse sein, auch international zu strikten Regeln für den Einsatz von Antibiotika und verstärkter Forschung zu kommen. Dabei werde es auch darum gehen, wie Deutschland ärmere Partnerländer besser beim Einsatz von Antibiotika unterstützen könne, sagt Gröhe.
Auch Ärzten misst der Minister einen Beitrag im Kampf gegen die Antibiotika-Resistenzen zu. "80 bis 90 Prozent der Antibiotika werden im ambulanten Bereich verordnet" sagt Gröhe.
Gemeinsam mit den Ärztekammern müsse deshalb geprüft werden, wie in diesem Bereich ein noch stärkeres Bewusstsein für einen umsichtigen Antibiotika-Einsatz geschaffen werden könne.