Hauptstadtkongress eröffnet
Gröhe will richtige Straße für den Porsche
Vorhang auf für den Hauptstadtkongress 2015: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hat in seiner Rede zur Eröffnung die Telemedizin zu einem Leitthema im Gesundheitswesen ausgerufen. Seine Klinikreform passiert indes das Kabinett.
Veröffentlicht:BERLIN. Die Bundesregierung misst den Themen Gesundheit und Gesundheitswirtschaft hohe Priorität zu.
Ursächlich dafür seien Erkenntnisse aus dem Bürgerdialog und der Meinungsforschung: So sei das Thema Gesundheit laut einer Infratest-Auswertung sozialer Medien von Platz 3 im Jahr 2012 auf Platz 1 vorgerückt, sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe am Mittwoch bei der Eröffnung des Hauptstadtkongresses in Berlin.
Ursächlich dafür seien die Alterung der Gesellschaft, die Furcht vor Pflegebedürftigkeit, die Digitalisierung der Medizin und die Dynamik des wissenschaftlichen Fortschritts. Dies erfordere eine Politik der nachhaltigen Finanzierung und der Sicherststellung des Zugangs zu medizinischen und pflegerischen Leistungen.
Medizin soll digitaler werden
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Besonders großen Nachholbedarf sieht Gröhe bei der Digitalisierung der Medizin. Die reale Versorgung befinde sich noch im analogen Zeitalter.
Es fehlten nicht Anwendungsmöglichkeiten, sondern die dafür notwendigen Infrastrukturen. "Wir haben den Porsche, fahren aber auf Feldwegen", sagte Gröhe.
Die bisherige Implementation der E-Card sei "kein Ruhmesblatt" für die Selbstverwaltung gewesen. Mit dem E-Health-Gesetz werde den Beteiligten Dampf gemacht, innerhalb vorgegebener Fristen die ersten medizinischen Anwendungen wie Notfalldaten und Medikationspläne zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit zu realisieren.
Die Telemedizin müsse zu einem Leitthema im Gesundheitswesen werden. Die jetzt zu schaffende Infrastruktur soll die Basis für vielfältige telemedizinische Anwendungen vieler Anbieter in einem wettbewerblichen System sein, forderte Gröhe.
Klinikreform passiert Bundeskabinett
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Mit dem am Mittwoch vom Kabinett verabschiedeten Gesetz zur Krankenhausreform schaffe die Koalition eine neue Arbeitsgrundlage für die Kliniken.
Der Bund stelle sich damit seiner Verantwortung für die Betriebskostenfinanzierung, etwa indem Sicherstellungszuschläge für akutmedizinische Leistungen der Grund- und Regelversorgung möglich werden. Die Kosten für die Krankenkassen bezifferte Gröhe auf etwa 1,7 Milliarden Euro pro Jahr.
Notwendig sei aber auch eine neue Arbeitsteilung zwischen Grund-, Spezial- und Maximalversorgern. Gröhe betonte allerdings auch die Verantwortung der Länder für die Investitionsfinanzierung.
Flankierend wirke hierbei das Investitionsprogramm der Bundesregierung, mit dem prioritär den Krankenhäusern Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden sollen.
Angesichts des Wachstums von Gesundheitsleistungen, das 50 Prozent über dem Durchschnitt der Gesamtwirtschaft liege, messe die Bundesregierung der Entwicklung der Gesundheitswirtschaft eine hohe Bedeutung zu. Ausdruck dessen seien der Pharma-Dialog und die Exportinitiative.
Wenn die Medizintechnikbranche 50 Prozent ihres Umsatzes mit neuen Produkten mache, so zeige dies die Innovationskraft der Gesundheitswirtschaft. Diese Stärke wolle die Bundesregierung pflegen, sagte Gröhe.