Corona-Pandemie
Großer Zulauf bei Corona-Massentest in Südtirol
Über 270.000 Menschen haben sich bereits an der groß angelegten Testaktion beteiligt. Zum Einsatz kommen dabei Antigen-Schnelltests.
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Mit den Antigen-Schnelltests hofft man, die zweite Corona-Welle etwas auszubremsen. Denn so könnten Menschen, die nichts von ihrer Infektion ahnen, entdeckt werden, heißt es.
© picture alliance/dpa | Sven Hoppe
Bozen. Bei einem dreitägigen Corona-Massentest in der norditalienischen Provinz Südtirol haben einige tausend Menschen von ihrer Infektion erfahren. Bis Sonntagvormittag hatten in der kleinen Alpen-Provinz fast 270 .000 Bürger und Bürgerinnen einen kostenlosen Abstrich machen lassen. Wie die Behörden im Internet mitteilten, erhielten bis 10 Uhr insgesamt 2626 Teilnehmer (1 Prozent) ein positives Corona-Resultat. Die zentrale Phase der freiwilligen Reihenuntersuchung läuf bis Sonntagabend.
Die Hoffnung: Zwei Drittel der Bürger sollen teilnehmen
Die Landesregierung will mit der Aktion die zweite Corona-Welle schneller brechen. Virusträger, die nichts von ihrer Infektion ahnen, sollen entdeckt werden. In der Provinz Bozen-Südtirol, über die ein Teil-Lockdown verhängt ist, leben gut eine halbe Million Menschen. Die Behörden hoffen, dass am Ende zwei Drittel der Bürger und Bürgerinnen einen Antigen-Schnelltest machen. Das wären etwa 350 .000 Menschen. Sollte die Aktion die Pandemie bremsen, wollen die Politiker möglichst rasch ihre Einstufung als Rote Zone aufheben. Italiens Regierung in Rom hat für solche Hochrisiko-Zonen strenge Ausgangsbeschränkungen angeordnet. Außerdem müssen dort viele Läden geschlossen bleiben.
Der Erfolg eines Massentests hängt nach Einschätzung von Experten stark von einer hohen Teilnahmequote ab. Kritiker bemängeln, dass die Resultate von Antigen-Schnelltests nicht verlässlich genug seien. Österreich plant ebenfalls Massentests, die Slowakei ist mit ihren Reihentests bereits in einer neuen Runde.
Patientenschützer warnt vor Scheinsicherheit
Eine Übernahme der Massentests für Deutschland hält Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung Patientenschutz, für ungeeignet. Solche Forderungen seien „Strohfeuer“, erläuterte er der dpa. „Denn Infektionsgrundschutz, Kontaktdokumentation und laborgestützte PCR-Tests können so nicht ersetzt werden.“ Es bestehe vielmehr die Gefahr, dass infizierte Menschen sich wegen eines negativen Tests in Scheinsicherheit wiegen würden.
Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher räumte ein, der Massentest sei „kein Allheilmittel und auch nicht die Lösung des Problems“. Er verwies in der „Kleinen Zeitung“ in Österreich stattdessen auf einen Impfstoff. Die Aktion könne aber helfen, „den Lockdown zu verkürzen“. (dpa)