Berufssituation
Haben Ärzte keinen Grund zur Klage?
Professor Axel Ekkernkamp formulierte bei der Auftaktveranstaltung zum Hauptstadtkongress Einsichten, die nicht jedem gefallen.
Veröffentlicht:Ärzte sollten ihre eigene Berufssituation nicht schlechter reden als sie tatsächlich ist. Diese Auffassung hat der Ärztliche Direktor und Geschäftsführer des BG Unfallkrankenhauses Berlin, Professor Axel Ekkernkamp, bei der Eröffnungsveranstaltung des Hauptstadtkongresses vertreten.
Bei einer vom Arzt und TV-Moderator Dr. Eckart von Hirschhausen moderierten Diskussion stellte Ekkernkamp klar, dass Ärzte sich im Gegensatz zu Vertretern aus anderen Gesundheitsberufen über die Entwicklung der vergangenen Jahre nicht beklagen müssten.
Sie hätten zum Beispiel keine Probleme, Arbeitsstellen zu finden, seien voll migrationsfähig und ihre Ausbildung werde grenzübergreifend weit anerkannt. "Mit ihrem Einkommen liegen sie im oberen Drittel der akademischen Berufe", ergänzte Ekkernkamp, der seit vielen Jahren Leiter des Deutschen Ärzteforums beim Hauptstadtkongress ist.
Optimismus bei Pflegeberufen
Mit Blick auf die Perspektiven in den Pflegeberufen zeigte sich Ekkernkamp optimistisch. Hier stelle sich die Situation so dar wie bei den Ärzten vor etwa 10 bis 15 Jahren, sagte er. "Pflegekräfte werden gebraucht, der öffentliche Druck wird in Zukunft weiter wachsen, und die Chancen stehen gut, dass sich etwas bewegt."
Die Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit Hedwig François-Kettner beklagte eine fehlende Transparenz bei der Frage, wer in Deutschland eigentlich eine Pflege-Ausbildung absolviert habe. Ursache dafür seien auch die nicht vorhandene Pflegekammern.
40 Prozent der Pflegekräfte in Kliniken arbeiteten Teilzeit, "viele nur deshalb, weil sie den Druck nicht aushalten", sagte François-Kettner. Sie ist wissenschaftliche Leiterin des Deutschen Pflegekongresses, der zum Hauptstadtkongress gehört.
Gerade mit Blick auf die Teilzeitbeschäftigten gebe es durchaus Chancen, diese Arbeitskräfte mit attraktiveren Arbeitsbedingungen wieder voll ins Boot zurückzuholen.
Fachfremde zerreden Generalistik
Eindeutig positionierte sie sich zur Generalistik in der Pflege. "Sie wird zerredet von Berufsgruppen, die gar nicht aus der Pflege kommen", sagte François-Kettner und erntete für diese Einschätzung viel Beifall.
Professor Heinz Lohmann, wissenschaftlicher Leiter des Bereichs Krankenhaus, Klinik und Rehabilitation beim Hauptstadtkongress, sieht auch mit Blick auf ein verändertes Selbstverständnis von Patienten Handlungsbedarf.
Diese hätten durch bessere Informationsmöglichkeiten im Internet ihre Konsumentenrolle gestärkt und entschieden zunehmend autonom. Krankenschwestern und Ärzte müssten auch deshalb entlastet werden von zeitraubenden logistischen Arbeiten und Dokumentation.
Deshalb sei es für Kliniken zwingend notwendig, in technische Innovationen zu investieren. Lohmann: "Die Auffassung, Personalkosten seien gute Kosten, Sachkosten hingegen seien schlecht, ist völlig falsch und wird den aktuellen Herausforderungen nicht mehr gerecht." Neue Technologien müssten genutzt werden, um Ärzte und Pflegekräfte zu entlasten.