Forderung nach Nachhaltigkeit

Hartmannbund: Verschriebene Aerosole belasten Klimabilanzen von Praxen

Junge Ärztinnen und Ärzte fordern, den ökologischen Fußabdruck von Therapien in die Betrachtung der Wirtschaftlichkeit nach Paragraf 12 SGB V aufzunehmen. Klimafreundlichere Alternativen sollen den Vorzug erhalten.

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Junge Frau mit Inhalator.

Aerosole können Patientinnen und Patienten nutzen, können aber auch klimaschädlich sein, argumentieren die Jungen Ärztinnen und Ärzte beim Hartmannbund. (Symbolbild mit Fotomodell)

© Dragana Gordic / stock.adobe.com

Berlin. Die Jungen Ärztinnen und Ärzte im Hartmannbund fordern, Nachhaltigkeitsaspekte in das SGB V einzuziehen. Bei der Einhaltung des Wirtschaftlichkeitsgebots nach Paragraf 12 SGB V dürfe es nicht mehr nur um vordergründig finanzielle Gesichtspunkte gehen.

Es gebe Medikamente und Behandlungsmethoden, die für die Patientinnen und Patienten die gleiche Wirkung haben, aber unterschiedlich hohe Treibhausgasemissionen erzeugten“, erklärt Dr. Moritz Völker, Vorsitzender des zuständigen Arbeitskreises beim Hartmannbund in einer am Dienstag verbreiteten Pressemitteilung. Gleichwohl würden oft die klimaschädlicheren Alternativen genutzt.

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Unwissenheit und Gewohnheit

Dies geschehe nicht aus bösem Willen, sondern vermutlich aus Unwissenheit und Gewohnheit. „Dieses Vorgehen ist aber absolut unwirtschaftlich, da für unseren Lebensraum enorme Folgekosten entstehen“, so Völker.

Beispiele dafür fänden sich zum Beispiel unter den Dosier-Aerosolen für an Asthma leidenden Menschen. Diese zeitigten einen 30-mal höheren Treibhausgaseffekt als Pulverinhalatoren, würden aber weitaus öfter verschrieben. Gleiches gelte für Anästhesiegase, die anstelle intravenöser Anästhesien eingesetzt würden.

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Ökologische Folgekosten mit einrechnen

Die Jungen Ärzte rechnen vor, dass die CO2-Bilanz eines Dosieraerosols in etwa der einer Autofahrt von Berlin ins 280 Kilometer entfernte Hannover entspreche. „Für eine durchschnittliche Praxis sind die Auswirkungen der verschriebenen Dosieraerosole auf das Klima stärker als die von Strom und Heizung zusammen“, mahnt der Hartmannbund.

Die Jungen Ärztinnen und Ärzte fordern nun, diese Aspekte deutlich besser zu kommunizieren. Zudem sollten die ökologischen Fußabdrücke von Medikamenten im Sozialgesetzbuch eine Rolle spielen. Die Wirtschaftlichkeit von Therapien solle mit Blick auf die ökologischen Folgekosten interpretierbar sein. Kurz: Bei gleicher Wirkung soll künftig die klimafreundlichere Wahl getroffen werden. (af)

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