Preispoker

Hepatitis C-Pille landet bei der Schiedsstelle

Kassen und Hersteller Gilead haben sich nicht über den Preis für Sofosbuvir (Sovaldi®) einigen können.

Veröffentlicht:

BERLIN. Der Preispoker über das Hepatitis-C-Medikament Sofosbuvir (Sovaldi®) geht in die nächste Runde. Fünf Verhandlungsrunden zwischen den Kassen und dem Hersteller Gilead Sciences hätten zu keinem Ergebnis geführt, berichtet Florian Lanz, Sprecher des GKV-Spitzenverbandes, der "Ärzte Zeitung".

Vergangenen Samstag lief die Frist ab, bis zu der eine Einigung erzielt werden musste. Nun haben die Kassen das Schiedsamt angerufen.

Der Schiedsamts-Vorsitzende Dr. Manfred Zipperer hat nun drei Monate Zeit, einen Erstattungsbetrag festzulegen. Sein Vorgehen wie auch die Zahl der Verhandlungstermine liegen allein im Ermessen Zipperers, so Lanz.

Eine Einigung sei nach wie vor möglich, man halte den Gesprächsfaden fest, so Lanz diplomatisch. Der Deal um den Erstattungspreis für Sofosbuvir wird von Politik, Kassen und Herstellern mit Argusaugen verfolgt. Lanz verbot sich daher auch Spekulationen über den Ausgang des Verfahrens: "Es geht um sehr viel Geld."

19.999 Euro für 28 Kapseln

Krankenkassen fürchten Milliardenausgaben in diesem Jahr allein für dieses Medikament. Der Apothekenverkaufspreis beträgt bisher 19.999 Euro für 28 Kapseln. Der Gemeinsame Bundesausschuss bezifferte die Kosten für eine 24-wöchige Therapie auf rund 113.000 Euro.

Bereits das Verfahren der Nutzenbewertung im GBA endete im Juli 2014 mit einer Kampfabstimmung, in der die Kassenvertreter den Kürzeren zogen. Allerdings befristete der GBA seinen Beschluss auf zwei Jahre.

Nur für therapienaive Patienten Genotyp 2, die etwa fünf Prozent aller Betroffenen ausmachen, erkannte der Ausschuss auf einen beträchtlichen Zusatznutzen. Für die anderen Genotypen sah der GBA nur Anhaltspunkte für einen geringen Zusatznutzen oder wertete den Zusatznutzen als nicht belegt.

Die Schiedsstelle, so formulierte es Zipperer bei einem Vortrag im Mai 2014 sei "nicht an Überlegungen der Vertragsparteien gebunden, sondern entscheidet nach eigenem Ermessen".

Verordungszahlen älterer Präparate sinken

Nach Darstellung des Marktforschers Insight Health haben sich die neuen Hepatitis C-Präparate Sofosbuvir und Simeprevir (Olysio®, von Janssen) schnell in der GKV durchgesetzt.

Die Verordnungszahlen der älteren Präparate (Boceprevir und Telaprevir) seien seitdem drastisch gesunken, die beiden neuen Präparate wurden monatlich bis zu 4000-mal verordnet, so Insight Health.

Die Verhandlungen zwischen den Kassen und dem Hersteller Janssen über den Erstattungsbetrag für Simeprevir führten dagegen schon in der ersten Verhandlungsrunde zum Erfolg, meldete das Unternehmen.

Der Apothekenverkaufspreis für die Vier-Wochen-Packung liegt bei 9359,53 Euro, teilte Janssen vergangene Woche mit. Zuvor hatte der Preis für den Reimport 16245 Euro betragen. (fst)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neurologische Entwicklungsstörungen

Epilepsie in der Schwangerschaft: Start mit Lamotrigin empfohlen

Lesetipps
Ein Mann hat Kopfweh und fasst sich mit beiden Händen an die Schläfen.

© Damir Khabirov / stock.adobe.com

Studie der Unimedizin Greifswald

Neurologin: Bei Post-COVID-Kopfschmerzen antiinflammatorisch behandeln

Der gelbe Impfausweis

© © mpix-foto / stock.adobe.com

Digitaler Impfnachweis

eImpfpass: Warum das gelbe Heft noch nicht ausgedient hat

Ein Aquarell des Bundestags

© undrey / stock.adobe.com

Wochenkolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zum Ampel-Aus: Eigenlob und davon in rauen Mengen