Rettungswesen

Herz-Kreislauf-Stillstand: Immer mehr Ersthelfer-Alarmierungen per App in Baden-Württemberg

Per App und Ehrenamtlichen sollen reanimationsfreie Intervalle verkürzt werden. In Baden-Württemberg kommt das immer häufiger zum Einsatz. Aber es gibt Lücken.

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Freiburg: In der Integrierten Leitstelle Freiburg Breisgau-Hochschwarzwald wird eine Smartphone-App gezeigt, mit der Betroffene bei einem Herzstillstand möglichst schnell Hilfe bekommen sollen. Ersthelfer und Ersthelferinnen sollen damit besser vernetzt werden.

Die App „First AED“ wird in der Integrierten Leitstelle Freiburg Breisgau-Hochschwarzwald demonstriert.

© Uli Deck / dpa

Stuttgart. In medizinischen Notfällen sollen per Smartphone-App alarmierte Ersthelfer in Baden-Württemberg Leben retten helfen, bis der Rettungsdienst vor Ort ist. Nach Angaben des Innenministeriums in Stuttgart haben Integrierte Leitstellen (ILS) 2022 fast 7.800 Mal Ehrenamtliche auf diesem Wege benachrichtigt. Zwei Jahre zuvor waren es nur rund 3.250 Fälle, wie aus der Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der FDP im Landtag hervorgeht.

Damals gingen die Projekte erst nach und nach los. Die Zahl der Alarmierungen im vergangenen Jahr war in der Region Freiburg/Breisgau/Hochschwarzwald mit knapp 2000 am höchsten.

Die FDP im Landtag fordert mehr Geld vom Land für das neuartige Alarmierungssystem, das im Fall eines möglichen Kreislaufstillstands die nächstgelegenen registrierten Ersthelfer über ihr Smartphone lokalisiert und zum Einsatzort navigiert. Zu den vordringlichen Aufgaben gehören dort dann die Herzdruckmassage, der Einsatz eines Defibrillators und eine Einweisung des Rettungsdiensts.

4.500 Ehrenamtliche im Ländle registriert

Mit dem Einsatz solcher Dienste soll das reanimationsfreies Intervall bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes verkürzt werden. Laut FDP sind unter Einsatz dieser Apps die ersten Helfer in der Hälfte der gesetzlichen Hilfsfrist vor Ort sind, also im Durchschnitt bei fünf bis sieben Minuten. Die Hilfsfristen betragen aktuell laut Vorgaben des Landes noch „möglichst nicht mehr als 10, höchstens 15 Minuten“. Das Land wollte die Frist auf zwölf Minuten in 95 Prozent der Fälle festlegen, ist damit aber vor Gericht gescheitert.

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Die durchschnittliche Eintreffzeit der Ehrenamtlichen lag 2022 laut Innenministerium zwischen 3:36 (Mosbach/Buchen) und 9:38 Minuten (Göppingen) nach der Alarmierung. Die kürzeste Eintreffzeit schwankte zwischen 14 Sekunden (Freiburg) und 2:43 Minuten (Bühl-Achern/Rastatt). Die längste Eintreffzeit eines Ersthelfers wurde mit 38:50 Minuten in Aalen registriert.

Etwa 4.500 (Vorjahr: rund 3.300) Menschen in Baden-Württemberg sind als App-Ersthelfer registriert. Dafür ist eine Mindestqualifikationen vorgegeben. In Betracht kommen ausgebildetes hauptamtliches oder ehrenamtliches Personal im Rettungs- oder Sanitätsdienst der Hilfsorganisationen, medizinisches Fachpersonal sowie Angehörige der Feuerwehr.

„First AED“ wird am häufigsten eingesetzt

Für die smartphonebasierte Alarmierung werden in Baden-Württemberg drei Systeme eingesetzt: vornehmlich die App „First AED“ von der Initiative Region der Lebensretter unter anderem in den Regionen Aalen, Freiburg und Heilbronn, gefolgt von „Mobile Retter“ (im Rettungsdienstbereich Neckar-Odenwald-Kreis) und „Corhelp3r“ (Göppingen).

Andere Kommunen wie Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim und Tübingen wollen laut dem Ministerium nachziehen. Ziel des Landes sei eine hilfsorganisationsübergreifende, flächendeckende, einheitliche Ersthelfer-Alarmierung per Smartphone.

„Insbesondere dort, wo noch keine solchen Systeme existieren, sollte das Land Anreize schaffen, ohne dabei das bodengebundene Rettungswesen zu vernachlässigen“, sagte FDP-Fraktionsvize Nico Weinmann. Das Innenministerium sieht sich aber nicht in der Pflicht, für die ehrenamtlichen Helfer Gelder aus dem Topf für den professionellen Rettungsdienst locker zu machen. (dpa/nös)

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