Ärzte ohne Grenzen alarmiert

Hunger breitet sich durch Bürgerkrieg im Sudan aus

Hunger, Flucht, Gewalt: Der seit eineinhalb Jahren andauernde Konflikt im Sudan gilt längst als humanitäre Katastrophe. Von einem Albtraum spricht die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen.

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Ein Arzt misst den Armumfang eines unterernährten Babys. Die rote Markierung bedeutet: Das Kind ist schwer unterernährt. Laut der Organisation Ärzte ohne Grenzen sind 30 Prozent der Kinder in Flüchtlingslagern von akuter Unterernährung betroffen.

Ein Arzt misst den Armumfang eines unterernährten Babys. Die rote Markierung bedeutet: Das Kind ist schwer unterernährt. Laut der Organisation Ärzte ohne Grenzen sind 30 Prozent der Kinder in Flüchtlingslagern von akuter Unterernährung betroffen.

© Eva-Maria Krafczyk/dpa

Nairobi. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen ist alarmiert über das Ausmaß von Hunger und Unterernährung in weiten Teilen des Sudan, insbesondere in der Region Darfur. Bei der Untersuchung von 30.000 Kindern im Flüchtlingslager SamSam in Nord Darfur sowie in Nyala in Süd-Darfur sei akute Unterernährung bei mehr als 30 Prozent der Kinder festgestellt worden, sagte Nothilfekoordinatorin Claire San Filippo in Nairobi.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) lege den Schwellenwert für Notfälle bei 15 Prozent fest. „In diesem Stadium sprechen wir nicht von einem Notfall, wir sprechen von einem Albtraum“, sagte San Filippo.

Flüchtlingsströme belasten Nachbarländer

Mit Blick auf die rund elf Millionen Flüchtlinge und Vertriebenen, willkürliche Bombardierungen auch ziviler Wohngebiete, Zerstörung von Gesundheitseinrichtungen und Verhinderung humanitärer Hilfe in dem seit rund eineinhalb Jahren dauernden Machtkampf in dem afrikanischen Land sprach sie von einem „Krieg gegen die Zivilbevölkerung“. Im Sudan kämpfen seit April 2023 de-facto-Machthaber Abdel Fattah al-Burhan und sein früherer Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo um die Macht.

Auch Sarah Easter, Nothilfe-Sprecherin der Hilfsorganisation Care, sprach von einer Zuspitzung der Flüchtlingsnot im Osten des Tschad, wo bereits 600.000 Menschen vor allem aus Darfur Zuflucht gesucht haben. Innerhalb einer Woche, die sie dort verbrachte, seien rund 20.000 Menschen aus dem Nachbarland eingetroffen, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.

Von den unterernährten Kindern, die in den Kliniken der Organisation behandelt werden, seien mehr als die Hälfte „im roten Bereich“, also akut unterernährt. In der Region mangele es zunehmend an Lebensmitteln, die Preise stiegen rapide an.

Lebensmittelpreise explodieren

Für den Südsudan hat der Konflikt im Nachbarland nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR ebenfalls immer stärkere Auswirkungen. Seit Beginn des Konflikts seien mehr als 810.000 Menschen aus dem Sudan angekommen, die Zahl der im Land untergebrachten Flüchtlinge betrage nun eine halbe Million, teilte eine Sprecherin mit.

„Innerhalb von 18 Monaten hat sich die Flüchtlingsbevölkerung im Südsudan nahezu verdoppelt“, sagte Marie-Helene Verney, die UNHCR-Vertreterin im Südsudan. Die Krise im Sudan habe erhebliche Auswirkungen für das Land, Versorgungswege und Ölexporte seien beeinträchtigt, die Inflation gestiegen und die Preise für Lebensmittel explodiert. Der Südsudan, erst seit 2011 unabhängig, gehört zu den ärmsten Ländern der Welt und leidet unter den Folgen von Jahrzehnten des Bürgerkriegs vor wie nach der Unabhängigkeit. (dpa)

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