Inklusion

In Lübeck entsteht Schleswig-Holsteins erste Anlaufstelle für kranke Erwachsene mit Behinderungen

Keine Bundesförderung für das MZEB im Norden. Das Team am UKSH rechnet langfristig mit rund 800 Patientinnen und Patienten.

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Lübeck. Das erste Medizinische Zentrum für Erwachsene mit Behinderungen (MZEB) in Schleswig-Holstein wird am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) auf dem Campus Lübeck entstehen. Das Land Schleswig-Holstein fördert Errichtung und Aufbau des Zentrums mit 500.000 Euro.

Das MZEB wird Patientinnen und Patienten mit geistiger oder schwerer Mehrfachbehinderung, deren Erkrankungen und Störungsbilder wegen Art, Schwere oder Komplexität eine bedarfsgerechte Ergänzung zur ambulanten Regelversorgung erfordern, versorgen.

Leiter des Zentrums sind die Neurologen Professor Tobias Bäumer und Dr. Sebastian Löns. Sie erwarten nach Etablierung des Angebots bis zu 800 Patientinnen und Patienten pro Quartal. Zum Angebot gehören Diagnostik- und Therapiemaßnahmen, die anderweitig für die Betroffenen nicht verfügbar sind, sowie eine Mitbehandlung durch andere Fachbereiche des UKSH. Im Vordergrund stehen Koordination und Unterstützung der ambulanten Behandler. Dafür wird ein entsprechendes Versorgungsnetz aufgebaut, das etwa die Bereiche Rehatechnik, Hilfsmittelversorgung, unterstützte Kommunikation und Einrichtungen der Behindertenhilfe abdeckt.

Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin Professorin Kerstin von der Decken (CDU) betonte bei der Übergabe des Förderbescheides des Landes am Dienstag, dass die Einrichtung spezieller Angebote für Menschen mit Behinderungen in der medizinischen Versorgung "selbstverständlicher Anspruch" der Landesregierung sei. Sie informierte zugleich darüber, dass "der Bund keine Anschubfinanzierung leistet, obwohl die Bundesregierung den Ausbau von MZEB vereinbart hat."

Ambulante Regelversorgung steht weiter in der Pflicht

Die Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen, Michaela Pries, lobte zwar das spezialisierte Angebot. Sie betonte aber zugleich: „Wichtig bleibt aber auch weiter, dass das Regelangebot in der Gesundheitsversorgung inklusiv ausgerichtet ist, insbesondere die umfassende Barrierefreiheit ist bei vielen Angeboten noch ausbaufähig.“

Bislang fehlen im Norden für Menschen mit Behinderungen Folgeangebote für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen in sozialpädiatrischen Zentren, sobald sie volljährig werden. Bei vielen dieser Betroffenen liegen seltene oder genetische Krankheiten vor.

Problem ist die oft erschwerte Kommunikation

Menschen mit geistiger Behinderung haben zudem ein erhöhtes Risiko für zusätzliche neurologische oder internistische Erkrankungen. Die Erhebung der Krankheitsgeschichte und aktueller Beschwerden wird oft durch eine fehlende oder verminderte Kommunikationsfähigkeit erschwert. Sie stellt eines der zentralen Probleme dar, die Menschen mit diesen Einschränkungen von anderen Patientinnen und Patienten unterscheidet. Diesen besonderen Bedürfnissen will das MZEB-Team mit einem multidisziplinären Ansatz, Erfahrung und ausreichend Zeit begegnen. (di)

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