Mortalitätsüberwachung
In Spanien wohl deutlich mehr Corona-Tote
Spanien verzeichnet vermutlich Tausende Coronavirus-Todesfälle mehr als bisher bekannt. Nun begann eine mehrtägige Staatstrauer.
Veröffentlicht:Madrid. Mit fast 237.000 Infektionen und über 27.300 Todesopfern ist Spanien eines der am schlimmsten von der Coronavirus-Pandemie betroffenen Ländern der Welt. Doch vermutlich sind in Spanien noch viel mehr Personen an COVID-19 gestorben wie bisher angenommen.
Nach neuen Daten des offiziellen Systems zur Mortalitätsüberwachung starben seit Ausbruch der Pandemie zwischen dem 1. März und dem 12. Mai landesweit 43.295 Menschen mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Damit liegt die sogenannte Übersterblichkeitsrate bei 52 Prozent.
In sehr schwer von COVID-19 betroffenen Regionen wie Madrid oder in Katalonien lag diese Quote mit jeweils 165 und 83 Prozent sogar noch höher. Somit ist davon auszugehen, dass sich unter den zusätzlichen 15.993 Verstorbenen viele weitere COVID-19-Opfer befinden. Spanien nimmt in die offiziellen Pandemie-Opferstatistiken allerdings nur diejenigen Fälle auf, die auch positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden sind.
Rentenzahlungen als Indiz
Aufgrund der hohen Zahl an Todesfällen wurde bei vielen Verstorbenen aber kein Virustest postum gemacht. Vor allem nicht in den Altenheimen, in denen laut Medienschätzungen rund 19.200 Personen mit COVID-19-Symptomen starben. Dabei lässt sich die überproportional hohe Sterblichkeit vor allem älterer Menschen zudem an den monatlichen Rentenzahlungen in Spanien ablesen, schreibt die Tageszeitung „El País“.
Unterdessen gedenkt Spanien seit Mittwoch in einer zehntägigen Staatstrauer der Corona-Toten. Die Ehrung begann am Mittwoch mit einer Schweigeminute im ganzen Land. Um 12 Uhr blieben Autos und Busse stehen. Die Landesfahnen wurden auf halbmast gesetzt. (mame)