Erstes Halbjahr 2015
Innovationen treiben Arzneiausgaben hoch
Fast im Plan liegt das Wachstum der Arzneimittelausgaben mit 6,3 Prozent im ersten Halbjahr 2015. Erwartungsgemäß sind es Innovationen, die die Dynamik erklären - in erster Linie Hepatitis-C-Arzneien.
Veröffentlicht:FRANKFURT. Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung für Arzneimittel (ohne Impfstoffe) und Test-Diagnostika sind im ersten Halbjahr 2015 um 6,3 Prozent auf 17,6 Milliarden Euro gestiegen.
Dabei sind die gesetzlichen Abschläge, die Hersteller und Apotheken den Versicherungen einräumen müssen, bereits berücksichtigt, nicht jedoch die Einsparungen, die aus hersteller- und kassenindividuellen Rabattverträgen resultieren.
Noch nicht erfasst sind außerdem Zuzahlungen der Patienten. Dies geht aus Daten hervor, die das Marktforschungsinstitut IMS Health am Donnerstag veröffentlicht hat.
Größtes Wachstum bei antiviralen Mittel
Das Wachstum der Ausgaben entspricht in etwa der Größenordnung, die im Herbst vergangenen Jahres in der Rahmenvereinbarung zwischen KBV und GKV-Spitzenverband festgelegt worden ist.
Dabei wurde davon ausgegangen, dass Innovationen der bestimmende Wachstumsfaktor sind. Diese Erwartung hat sich im ersten Halbjahr bestätigt.
Drei Viertel des Wachstums gehen auf drei Arzneigruppen zurück: Der größte Anteil (51 Prozent) entfällt auf antivirale Mittel (ohne HIV-Präparate), insbesondere auf die seit Februar 2014 neu eingeführten Hepatitis-Präparate.
Weitere 14 Prozent sind auf verstärkten Einsatz von Arzneimitteln gegen Makuladegeneration zurückzuführen. Auch dies war in der Rahmenvereinbarung gesondert berücksichtigt worden, weil mit der Aufnahme der intravitrealen Injektion in den Einheitlichen Bewertungsmaßstab eine Mengensteigerung erwartet worden war.
Weitere elf Prozent des Ausgabenzuwachses erklären sich aus verstärktem Einsatz von direkten Faktor Xa-Hemmern zur Prophylaxe von Thrombosen und Embolien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Ausgabensteigernd wirkte sich aber auch der wachsende Verbrauch von Arzneimitteln aus. Die Zahl der abgegebenen Packungen im gesamten GKV-Markt stieg um zwei Prozent. Dabei gibt es jedoch signifikante Unterschiede bei der Verordnung von (innovativen) patentgeschützten Arzneimitteln und Generika:
Bei den patentfreien Arzneien wächst der Verbrauch nahezu vollständig durch Mehrverordnungen von N3-Packungen (plus fünf Prozent), unter anderem auch deshalb, weil diese Arzneien häufig gegen chronische Erkrankungen eingesetzt werden. 140 von insgesamt 230 Millionen Packungen weisen die Packungsgröße N3 auf.
Rückläufig ist der Markt der Altoriginale mit abgelaufenem Patentschutz
Dagegen werden patentgeschützte Arzneimittel verstärkt in der Packungsgröße N1 eingesetzt (plus acht Prozent). Dies scheint zumindest bei der Initiierung einer neuen Therapie der Fall zu sein.
Nur 9,3 von 25,4 Millionen Packungen entfallen auf die Großpackung. Weiter rückläufig ist dagegen der Markt der Altoriginale mit abgelaufenem Patentschutz. Das Minus beläuft sich auf sechs Millionen oder zwei Prozent.
Einen erheblichen Einfluss auf die den Arzneimittelverbrauch hatte die ungewöhnlich starke Grippe und Erkältungswelle im ersten Halbjahr. Sie erklärt laut IMS 40 Prozent der Mengensteigerungen.
Erheblich entlastet wurden GKV und private Krankenversicherung durch gesetzliche Herstellerabschläge. Sie stiegen insgesamt auf 1,353 Milliarden Euro.
Dabei profitierten gesetzliche Kassen mit einem Anstieg um 25 Prozent auf 1,155 Milliarden Euro etwas stärker als die PKV, bei der die Summe der Rabatte um 17 Prozent auf 198 Millionen Euro stieg.
Ursächlich dafür ist ein Basiseffekt aus dem Vorjahr: Zum 1. April 2014 war der gesetzliche Herstellerrabatt von sechs auf sieben Prozent erhöht worden. Der gesetzliche Rabatt der Apotheken blieb mit 561 Millionen Euro nahezu konstant.