Ärztekammer Hessen
Ja zu mehr Studienplätzen, Nein zur Quote
Kammer-Chef Pinkowski lobt auf Delegiertenversammlung der Landesärztekammer Hessen die gute Kooperation in der Corona-Pandemie.
Veröffentlicht:Friedberg. Hessens Kammerpräsident Dr. Edgar Pinkowski hat die jüngst bekannt gewordenen Pläne der Unionsfraktion im Bundestag begrüßt, die Zahl der Medizinstudienplätze mittelfristig um 5000 aufzustocken. Die Einführung einer Landarztquote lehnte er aber bei der Delegiertenversammlung der Landesärztekammer am Mittwoch in Friedberg weiterhin ab.
Der Ärztemangel sei bereits sektorübergreifend spürbar, sagte Pinkowski, „wir brauchen Ärztinnen und Ärzte überall in allen Bereichen“. Deshalb unterstütze er die Forderung nach einer deutlichen Erhöhung der Studienplätze, die ärztlicherseits seit vielen Jahren worden sei voll und ganz.
Landarztquote ist nicht geeignet
Dann bedarf es aus seiner Sicht auch keiner Landarztquote: „Wenn es in Deutschland genügend Studienplätze gibt, müssen die Studierenden nicht – oft für viel Geld – ins europäische Ausland gehen.“ Auch sei es bei einer 12- bis 15-jährigen Aus- und Weiterbildungszeit schwierig, Vorausplanungen für die spätere Berufslaufbahn halbwegs vernünftig zu treffen.
Viele Bundesländer haben bereits eine solche Quote eingeführt oder planen sie für die Zukunft. Wo die Quote gilt, gab es jeweils weit mehr Bewerber als Plätze. Der schwarz-grüne Koalitionsvertrag sieht in Hessen ebenfalls eine Landarztquote vor, allerdings steckt das Vorhaben zwischen den beiden Ministerien Soziales und Wissenschaft fest.
Sozialminister Kai Klose (Grüne) und Pinkowski hoben die gelungene Zusammenarbeit zwischen Politik und den Beteiligten im Gesundheitswesen in der aktuellen Corona-Pandemie hervor. Das außerordentliche Engagement der hessischen Ärzteschaft habe wesentlich dazu beigetragen, dass Hessen bisher gut durch die Krise gekommen sei. „Diesen Weg sollten wir weiter gemeinsam beschreiten“, so Klose.
Seit Beginn der Pandemie zeigten Politik, Kliniken, niedergelassene Ärzteschaft, ärztliche Selbstverwaltung und Öffentlicher Gesundheitsdienst (ÖGD) wie Kooperation zum Wohle der Patienten gelingen könne, sagte Kammer-Chef Pinkowski.
„Große Aufgaben“ für den ÖGD
Beide betonten die wichtige Rolle des ÖGD. Er hoffe, dass der kürzlich auf Bundesebene beschlossene Pakt für den ÖGD den gewünschten Erfolg zeigen werde, sagte Pinkowski. Dieser sieht vier Milliarden Euro vom Bund für eine Aufstockung des Personals und einen Ausbau der digitalen Ausstattung vor.
Klose attestierte den Gesundheitsämtern, „große Aufgaben“ wie die Absonderung von Infizierten und die Nachverfolgung von Kontaktpersonen bisher hervorragend gemeistert zu haben. Daher sehe er auch keine Notwendigkeit für die Einrichtung eines Landesgesundheitsamts, wie es teilweise in anderen Bundesländern besteht. Angesichts der sehr unterschiedlichen Corona-Infektionszahlen in Hessen habe es sich bewährt, dass die Entscheidungshoheit bei den Gesundheitsämtern vor Ort liege und nicht bei einer Landesbehörde.