Online-Petition
Jüdische und nicht-jüdische Ärzte gründen gemeinsame Initiative gegen Antisemitismus
Eine neue Initiative verlangt in einer Online-Petition von ärztlichen Gesellschaften eine klares Bekenntnis gegen Antisemitismus. Der Bundesverband jüdischer Mediziner registriert derzeit nicht mehr Übergriffe auf Kollegen als sonst.
Veröffentlicht:Düsseldorf. Der Bundesverband Jüdischer Mediziner mit Sitz in Düsseldorf hat gemeinsam mit deutschsprachigen Medizinern aus Israel, Österreich und der Schweiz die Initiative „Ärzte gegen Antisemitismus“ (ÄgA) ins Leben gerufen, um auf das aktuelle Geschehen im Nahen Osten aufmerksam zu machen.
In einer gerade gestarteten Online-Petition verurteilen sie „die von der Terrororganisation Hamas begangenen Gräueltaten“ und äußern ihre „große Sorge zu dem auch in Europa zunehmenden und aggressiver zur Geltung kommenden Antisemitismus“. Sie fordern alle Ärztlichen Vereinigungen und Gesellschaften auf, hier umgehend Stellung zu beziehen.
Es gelte, unmissverständlich die Stimme zu erheben, um insbesondere den nicht-jüdischen Ärztinnen und Ärzten den Rücken zu stärken, die sich unermüdlich gegen Antisemitismus positionierten. Bislang hat die Petition rund 250 Unterstützer. Unterschriften sind noch rund acht Wochen möglich.
Antisemitische Übergriffe auf Arztpraxen
Wie gehen die jüdischen Ärzte in Deutschland mit der Situation in Israel und dem Gaza-Streifen um? „Wir sind natürlich bedrückt“, sagt Professor Rotem Lanzman, niedergelassener Radiologe in Nordrhein-Westfalen und seit rund sieben Jahren Vorsitzender des Verbandes auf Nachfrage der Ärzte Zeitung. Rund 150 Mitglieder hat der Verband, manche seiner Kolleginnen und Kollegen hätten durchaus ein unwohles Gefühl bei der Arbeit.
Vermehrte antisemitische Übergriffe auf Praxen sind Lanzman aber nicht bekannt. Beim jüdischen Krankenhaus in Berlin sei Ende Oktober von unbekannten Tätern eine Scheibe eingeschlagen worden, außerdem habe man dort festgestellt, dass verstärkt gegen die Mauer des Gebäudes uriniert würde.
Der Verband steht in regelmäßigem Austausch mit Kollegen aus Israel. Am Mittwoch beispielsweise gab es ein Webinar, wo der Leiter der dortigen Rechtsmedizin über die Arbeit an getöteten Landsleuten berichtete. Eingeladen war auch die Deutsche Rechtsmedizinische Gesellschaft. „Das Interesse war groß, wir hatten rund 150 Anmeldungen“, berichtete Rotem Lanzman. (kaha)