KV greift Hausärzteverband frontal an
Im Streit um Einsparungen bei Hausarztverträgen meldet sich die KV Sachsen zu Wort. Der Hausärzteverband betreibe "Panikmache", heißt es.
Veröffentlicht:BERLIN/DRESDEN. Der Streit innerhalb der Ärzteschaft über die Gesundheitsreform der Koalition verschärft sich. Mit Unverständnis reagierte jetzt die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Sachsen auf die vom Hausärzteverband (DHÄV) angekündigten Protestaktionen gegen die Reformpläne von Union und FDP.
"Es ist grotesk und unverantwortlich, wenn führende Protagonisten des Bundesverbandes der Deutschen Hausärzte das Gespenst eines möglichen Zusammenbruchs der hausärztlichen Versorgung heraufbeschwören und dabei sogar Todesfälle prognostizieren", sagte KV-Vorstand Dr. Klaus Heckemann.
Der Hausärzteverband hat für die kommenden Wochen umfangreiche Protestaktionen angekündigt - die geplanten "Kampfmaßnahmen" reichen bis hin zu bundesweiten Praxisschließungen. Der Verband will damit das Vorhaben der Koalition stoppen, den Honorarzuwachs in künftigen Hausarztverträgen nach Paragraf 73 b zu reduzieren. Die Rede ist von Einsparungen von rund 500 Millionen Euro. Der Hausärzteverband fürchtet den Niedergang der hausärztlichen Versorgung, sollten die Pläne umgesetzt werden. Hauptgeschäftsführer Eberhard Mehl hatte in diesem Zusammenhang sogar von "vielen Toten" gesprochen.
Was die Hausarztverträge die Kassen konkret kosten, ist unklar. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) spricht von rund einer Milliarde Euro, einige Ersatzkassen von etwa 1,5 Milliarden Euro.
KV-Sachsen-Vorstand Heckemann warf dem Hausärzteverband "Panikmache" vor, mit der das Arzt-Patienten-Verhältnis "nachhaltig" beschädigt werde. Die Mehrheit der Hausärzte in Sachsen fühle sich "verunglimpft, wenn sie jetzt, noch dazu in der Urlaubszeit, für Praxisschließungen oder gar die Rückgabe ihrer Zulassungen instrumentalisiert wird".
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat sich im Streit über die Honorarkürzungen bei Hausarztverträgen bislang zurückgehalten.
Kritik äußerte auch der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Versicherte und Patienten, Wolfram-Arnim Candidus. Die Patienten dürften für innerärztliche Verteilungskämpfe nicht "in Geiselhaft" genommen werden, sagte er der "Ärzte Zeitung".
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